Carmilla (foto: busch media group)

Carmilla

Erscheinungsdatum
April 23, 2021
Verleih
Busch Media Group
Unsere Wertung
6
6
Atmosphärisch und subtil.
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Vor Bram Stoker war Joseph Sheridan Le Fanu. „Carmilla“ gilt als der erste Vampirroman der Welt. Emily Harris hat ihn nun verfilmt – und zu einer Gothic-Coming-of-Age-Story in sinnlich-viktorianischem Setting umgearbeitet. Der Streifen liegt nun fürs Heimkino vor.

Die 15-jährige Halbwaise Lara (Hannah Rae) wächst unter der strengen Aufsicht ihrer Gouvernante Miss Fontaine (Jessica Raine) auf dem Anwesen ihres Vaters in der englischen Provinz auf. Trotz der strengen Erziehung und den buchstäblichen Fesseln, die man ihr anlegt, ist sie von einer jugendlichen Neugier und Faszination für das Morbide beseelt. Eines Tages sorgt ein rätselhafter Unfall dafür, dass ein etwa gleichaltriges Mädchen ohne Erinnerungen in ihrem Haus aufgenommen wird. Die rothaarige Schöne, die man kurzerhand Carmilla (Devrim Lingnau) nennt, ist von einer Aura betörender Faszination umgeben. Aus der Freundschaft der Mädchen entwickelt sich eine ebenso prickelnde wie verbotene Beziehung, die Tod und Verderben mit sich zu bringen scheint.

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Le Fanu und sein Einfluss auf Bram Stoker

Keine Frage: Bram Stoker gilt als einer der Begründer des modernen Vampirmythos. Der irische Schriftsteller schuf 1897 mit seiner „Dracula“-Figur die Blaupause dafür, wie wir uns heute solche Blutsauger vorstellen. Dabei war sein Landsmann Joseph Sheridan Le Fanu schon 25 Jahre früher dran. Er schuf mit „Carmilla“ in der gleichnamigen Novelle 1872 sozusagen den Protoytpen des weiblichen und lesbischen Vampirs, ohne dass es in dem Buch natürlich allzu explizit wird. Die homoerotische Komponente war damals dennoch natürlich geradezu skandalös und sorgte entsprechend für Wirbel. „Carmilla“, so heißt es, habe Bram Stoker deutlich beeinflusst. Und eben dieses literarische Vorbild stand nun auch beim Spielfilmdebüt von Regisseurin Emily Harris Pate.

Harris nimmt sich hier so einige künstlerische Freiheiten heraus. So spielt das Ganze nun nicht mehr in der Steiermark, sondern in der englischen Provinz. Außerdem fährt Harris die übernatürlichen Phänomene etwas herunter. Ihr ging es vielmehr um die „entgleiste Liebesgeschichte“, wie sie seinerzeit in einem Interview mit „Women and Hollywood“ verriet. Um die Dämonisierung des Anderen. Das führt dann aber eben auch dazu, dass bei aller Gothic Romance das „klassische“ vampirische Element etwas leidet. Den einen oder anderen Blutsauger-Fan mag das enttäuschen. Befürworter beklatschen Harris hingegen für ihren realistisch-subtilen Blick auf das, was damals eben für Vampirismus gehalten wurde: das Abseitige, Blasse, Kränkliche, Unerklärbare, Verbotene.

Auch handwerklich macht Harris viel richtig. Die Darsteller sind gut gewählt, die Bilder schön anzusehen, der Film hat Atmosphäre. Und er wirft die Frage nach dem eigentlichen Bösen auf. Nur das Erzähltempo hätte sie gern noch etwas erhöhen dürfen.

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