Bon Jovi haben sich noch einmal an ihr 2024er Album „Forever“ gemacht – und eine überarbeitete Fassung auf den Markt gebracht. Bei „Forever (Legendary Edition)“ geben sich dabei Gaststars die Klinke in die Hand.
Es war ein neues Kapitel für die Band, keine Frage. Als Bon Jovi im Juni 2024 ihr 16. Studioalbum „Forever“ auf den Markt warfen, war das in vielerlei Hinsicht ein Neuanfang. Es war die erste Platte, die die Band aufnahm, nachdem Frontmann und Chef Jon Bon Jovi seine Stimmbänder operieren ließ, die ihm in den vergangenen Jahren so viele Probleme bereitet hatten (nachzuvollziehen in der Hulu-Doku „Thank You, Goodnight: The Bon Jovi Story“). Überdies war „Forever“ die erste Platte, die Bon Jovi als offiziell nun siebenköpfige Band veröffentlicht haben. Langzeit-Produzent und Rhythmus-Gitarrist John Shanks und Background-Sänger Everett Bradley werden nun offiziell als Bandmitglieder geführt.
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Ein neues Kapitel also, ja, aber eines, das nun nicht mit einer grundsätzlichen Veränderung in Ansatz und Sound einherging. Auf „Forever“ boten Bon Jovi im Grunde das, was sie in den vergangenen 25 Jahren eben immer geboten haben. Eingängige, aber nicht wahnsinnig originelle Stadionrock-Hymnen, dazu ein paar schmachtende Balladen. Seit „It’s My Life“ wurde die Formel nicht mehr angerührt, das Rezept des typischen Bon-Jovi-Songs nicht mehr verändert. Man kann das maximal zuverlässig nennen, wenn man es gut mit der Band meint. Oder man hält der Gruppe diese Formelhaftigkeit eben vor – und vermisst die Zeiten, in denen sie mit Hits wie „Wanted Dead Or Alive“, „You Give Love A Bad Name“, „Keep the Faith“ oder „Livin‘ On A Prayer“ um die Ecke kam.
Was „Forever“ konnte
Immerhin: Gemessen am Bon-Jovi-Spätwerk konnte man „Forever“ noch als solide bezeichnen. „Waves“ knüpfte dabei an alte Glanzzeiten vielleicht noch am ehesten an. Ansonsten: „It’s My Life“ hieß auf „Forever“ „Living Proof“ (nach 14 Jahren wurde hier mal wieder die Talk-Box ausgepackt). Das politische „The People’s House“ war nach langer Zeit mal wieder ein Song, der inhaltlich überzeugte, ein Lied, das unter dem Eindruck des Sturms auf das Kapitol entstanden war. Politisch gefärbte Tracks waren – anders als noch auf „2020“ – auf diesem Album aber eher die Ausnahme. Auch die typische Bon-Jovi-Ballade gab es natürlich wieder, „Kiss The Bride“ etwa, ein Song, der der Hochzeit von Jon Bon Jovis Tochter gewidmet war, ist aber selbst für JBJ-Verhältnisse dann doch zu zuckrig geraten.
In den USA gab es seinerzeit für die Platte Platz fünf in den „US Billboard 200“, Platz drei in Großbritannien, in Deutschland ging „Forever“ auf die zwei. Achtbar, keine Frage, aber, so ehrlich muss man sein, das Album war dann recht schnell auch wieder vergessen. Hierzulande verschwand „Forever“ nach fünf Wochen aus den Charts.
Was die Legendardy Edition kann
Irgendwie schade, zumal die Band gerade 40-jähriges Jubiläum feierte. Und so nahm Jon Bon Jovi die Sache nun nochmal in die Hand, um die Feierlichkeiten zu verlängern. Bon Jovi liefern uns mit „Forever (Legendary Edition)“ nun eine neu interpretierte Deluxe-Version des 2024er Albums, die neben dem neuen, bisher unveröffentlichten Song „Red, White and Jersey“ auch alle 13 Originaltitel der letztjährigen Ausgabe enthält. Das Besondere daran: Jeder der Titel kommt mir einem neuen Feature daher. Mit dabei sind Künstler*innen und Freunde Bon Jovis wie Bruce Springsteen, Robbie Williams, Lainey Wilson, Joe Elliott, James Bay, Jelly Roll oder Avril Lavigne.
Könnte man nun als reinen Marketing-Trick abtun, tatsächlich aber werten die meisten Duette die Stücke auf, obwohl diese im Kern gar nicht so groß verändert werden. „The People’s House“ (mit The War And Treaty) hat nun mehr Wucht und Soul. „Living in Paradise“, im Original eine eher vergessenswerte Nummer, bekommt durch Avril Lavignes Unterstützung plötzlich Profil und Energie. Bruce Spingsteens Beitrag zu „Hollow Man“ ist natürlich das Glanzlicht. „Nebraska“-Vibes, großartig. Auch Jelly Roll macht auf „Living Proof“ Laune, das Ganze hat nun einen gewissen Southern-Country-Charme. Überraschend: wie gut Ryan Tedder (OneRepublic) im Zusammenspiel mit Dass das Konzept – Veredelung durch Feature – nicht immer aufgeht, zeigt „Kiss The Bride“ mit Billy Falcon. Bei dem Song war einfach nichts mehr zu machen. Und ob es die spanische Variante von „We Made It Look Easy“ (mit Carína Léon) wirklich gebraucht hätte? Zumal es ihn ja auch in englischer Version mit Robbie Williams gibt. Nun ja.
Ganz neu, wie gesagt: „Red, White and Jersey“, eine Power-Pop-Rock-Nummer, die ohne Gäste auskommt. Ein Liebeslied, keine patriotische Nummer, wie man ob des Titels vielleicht mutmaßen könnte. Geht durchaus ins Ohr. Eingängig, das konnten Bon Jovi ja immer.
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