Benson Boone gehörte zu den Senkrechtstartern des Jahres 2024. Mit „American Heart“ legt der US-Musiker nun sein zweites Album nach – und kann den hohen Erwartungen dabei nicht gerecht werden.
2024 war das Jahr von Benson Boone. Der Musiker aus Monroe, Washington, USA landete mir „Beautiful Things“ einen waschechten Welthit. Vier Milliarden Streams sammelte die Nummer ein und war damit mit Abstand die meistgestreamte des Jahres. Schon legendär: sein Auftritt bei den Grammy Awards im Februar, bei dem er seinen Durchbruchshit auf die Bühne brachte. Der Clip der atemberaubenden Performance ging viral. Spätestens da hatte es jeder begriffen: Bei Benson Boone hatte es man mit einem Superstar in the making zu tun. Das Album dazu, „Fireworks & Rollerblades“, erklomm immerhin Platz sechs der US-Billboard Charts.
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Rund ein Jahr später, das Eisen will schließlich geschmiedet werden, solange es heiß ist, legt der 23-Jährige nun Album Nummer zwei vor. „American Heart“ heißt das gute Stück. Schon das Artwork verspricht Bombast, zeigt Boone, muskulös, oberkörperfrei, vor der US-Flagge. Ein bisschen „Rocky“ und Jesus meet „Born in the U.S.A.“ So kantig wie das Cover des Albums ist die Platte selbst aber nicht geworden. Die durchweht zwar schon ein Retro-Vibe, kommt dabei aber überraschend glattpoliert daher. Ganz so, als wollte Boone unter allen Umständen auf Nummer sicher gehen.
Was soll der Americana-Verweis?
Die 1980er Jahre dringen der Platte aus jeder Pore. Synthesizer, Soft Rock, das volle Programm. Manchmal geht das auf. Etwa in „Mr. Electric Blue“, einem Song über Bensons Vater, in dessen Refrain es heißt: „Ooh, Mr. Electric Blue / I wanna dance like you / How did you get so cool?“ Eine mitreißende Nummer, bei der man kaum stillhalten kann. Die Frau Mama wird etwas zurückhaltender gewürdigt, mit der Ballade „Momma Song“. Zurückhalten im musikalischen Sinne. Performativ geht Boone auch da voll nach vorne. Als er den Song in der „Tonight Show“ im Gepäck hatte, legte er einen Rückwärtssalto vom Schreibtisch von Moderator Jimmy Fallon aus hin. Kann man mal so machen. Das eingängige, luftige „Mystical Magical“ ist dann wiederum ein möglicher Sommerhit. Bei „I Wanna Be The One You Call“ klingt Boone verdächtig nach Harry Styles, ebenso wie der Opener „Sorry I’m Here For Someone Else“. Bruno Mars stand dann bei Nummern wie „Reminds Me Of You“ Pate. Irgendwie ist die Platte aber in der Gesamtschau dann doch recht einfallslos. Was ist das Thema? Wo ein origineller Gedanke?
Americana, Bruce Springsteen – Inspirationsquellen, die Benson Boone im Waschzettel zum Album anspricht. Allein, so richtig klar wird einem nach dem Durchhören des Albums aber nicht, was das „American Heart“-Getue soll. Von den tiefgründigen Amerika-Analysen eines Springsteens sind die Nummern auf „American Heart“ weit entfernt. Was soll dieser zur Schau getragene Amerika-Geist also, was soll diese pseudo-patriotische Pose? Ist sie ironisch? Oder muss man das im Trump-Amerika 2025 jetzt so? Soll es ein politisches Statement sein? Wenn ja, wird nicht klar, was für eins das sein soll. Vielleicht hätte sich Boone – stimmlich über jeden Zweifel erhaben – da doch mehr als die 17 Tage nehmen sollen, die er zum Schreiben des Songs angeblich genommen hat.
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