Gute Nachrichten für alle Slowdive-Fans und jene, die es werden wollen. Ab sofort sind die ersten drei Alben der Shoegaze-Legenden – „Just for a Day“, „Souvlaki“ und „Pygmalion“ – wieder als LP und CD offiziell erhältlich. Alle drei Alben erscheinen auf schwarzem, 140g schwerem Biovinyl. Wir schauen genauer hin – und machen heute den Anfang mit dem Debütalbum.
Keine Frage: Slowdive gehören zu den wichtigsten Vertretern des Shoegaze. Auf dem atmosphärischen Soundteppich, den die 1989 gegründete Band – bestehend aus Neil Halstead (Gesang, Gitarre), Rachel Goswell (Gitarre, Gesang), Nick Chaplin (Bass), Simon Scott (Drums) und Christian Savill (Gesang, Gitarre) – knüpfte, ließ sich so mancher gern davon tragen. Gerade zu Beginn war der Sound vor allem durch den Einsatz mehrerer Gitarren beeinflusst. Ganz genau hatte die Band aus dem englischen Reading auch bei Noise-Rock-Kapellen wie Sonic Youth und My Bloody Valentine, aber auch bei Post-Punk- und Dark-Wave-Kollegen wie The Cure oder Siouxsie and the Banshees hingehört.
anzeige
Nachdem sie bereits ab 1990 drei EPs auf den Markt gebracht hatten, überzeugte Neil Halstead Alan McGee, den Kopf von Creation Records, dass die Band nun auch genug Song-Material für ein ganzes Album angesammelt hätte. Das war zwar geflunkert, funktionierte aber als Argument überraschend gut. Als die Gruppe dann das „Go“ bekam, musste sie also im Eiltempo im Studio – aufgenommen wurde in den Courtyard Studios in Abingdon-on-Thames – ein paar Songs zusammenschustern. Gleichzeitig wurde mit Sounds experimentiert. Dem Vernehmen nach half Cannabis beim kreativen Prozess. Die Eile hat der Platte offensichtlich nicht geschadet
Droge ohne Risiko
Nach sechs Wochen war die Platte fertig. Auf den Markt kam sie im September 1991 – und erreichte einen durchaus beachtlichen 32. Platz der UK-Album-Charts. Nicht schlecht für eine Newcomer-Band, obendrein für Vertreter eines Genres, das angesichts des Erstarken von Grunge und Britpop schon wieder in der Versenkung zu verschwinden drohte. Ob der Sticker half, der auf der Platte prangte? Auf diesem wurde das Machwerk nämlich wie folgt beworben: „wie eine bewusstseinsverändernde Substanz, ohne Risiko“.
Stilistisch zeichnet sich „Just for a Day“ durch verzerrte, mit Effekten wie Reverb und Delay überladene Gitarren, träumerische Gesangsharmonien und eine melancholische, fast hypnotische Stimmung aus. Schönheit und Schmerz werden hier auf wundervolle Art und Weise vereint. Die poetischen Lyrics sind oft naturverbunden, die Band arbeitet gerne mit Bildern von Wellen, Wind und Sonnenlicht, die die vergängliche Natur von Gefühlen unterstreichen.
Die Weichen sind gestellt
Die Platte startet eher sanft, der atmosphärische Opener „Spanish Air“ nimmt den Hörer direkt gefangen. Neil Halsteads Gesang ist zurückhaltend, fast flüsternd, und verschmilzt geradezu mit den Klangschichten. Das darauf folgende „Celia’s Dream“ kommt ein bisschen luftiger und poppiger daher, ohne die darunter liegende Melancholie zu verleugnen (“She told me that she loved me / Love, just for a day / And all the time I feel her / I feel her fade away”). Ein Titel, der ebenso wie „Erik’s Song“ schon so ein bisschen die Richtung weist. Auf dem eingängigeren Nachfolger-Album „Souvlaki“ würde die Band diese Sound-Idee weiter perfektionieren. Auf „Just for a Day“ findet man mit Songs wie „The Sadman“ oder „Ballad of Sister Sue“ noch mehr sperrigere beziehungsweise weniger eingängige Tracks.
Glanzlicht ist „Catch the Breeze“, gleichzeitig auch der bekannteste Track des Albums, der immer noch gerne live gespielt wird. Die Nummer war bereits auf der EP „Holding Our Breath“ erschienen und wurde für das Album neu aufgenommen. Ein unheimlich emotionaler Song, einerseits ob der Lyrics, aber auch durch die Gitarren und Synthesizer, die in ein furioses Crescendo aufsteigen. „Primal“ funktioniert nach einem ähnlichen Muster, türmt sich ebenfalls in ein emotionales Crescendo auf, und steht dem Standout-Track in kaum etwas nach.
anzeige



