Hinter dem Künstlernamen Millhope verbirgt sich der Musiker und Produzent Thomas Mühlhoff aus Remscheid, der über zahlreiche Projekte hinweg seine Leidenschaft für atmosphärische, klangvolle Musik verfolgt hat. Nach einem Studium der Gitarre und langjähriger Erfahrung als Bandmitglied und Labelgründer (Hey!blau Records) rief er 2020 millhope ins Leben. In diesem Projekt vereint er Einflüsse aus Jazz, Pop und Electronica zu einem eigenen Sound. Gerade ist mit „Truth and Dare“ sein Debütalbum erschienen. Hier bewegt er sich gekonnt zwischen Chillwave, Ambient Rock und Downbeat und nimmt die Hörer auf eine Reise durch verträumte Klanglandschaften mit. Reinhören lohnt sich – auch in die fünf Tracks übrigens, die Millhope für unsere My-Soundtrack-Reihe ausgewählt hat.
Joan Osborne – St. Teresa
Ich war etwa zwölf Jahre alt und hörte Musik immer mit Kopfhörern. St. Teresa katapultiert mich sofort in diese Zeit zurück: Ich sitze auf dem Korkboden meines Kinderzimmers vor einer Kommode, auf der mein SONY CD-Player steht – den ich übrigens bis heute benutze. Zu Beginn gibt es ganz kurze Momente einer Wah-Wah-Gitarren, die mich total berührt haben, dieses Gefühl begleitet mich bis heute. Seitdem gehört das Wah-Wah-Pedal zu meinen liebsten Effekten. Wer weiß – vielleicht lande ich eines Tages doch noch als Gitarrist in einer Funkband.
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Genesis – Abacab
Dieser Song fühlt sich für mich wie eine endlose Autofahrt an – treibend, direkt und voller Energie. In meiner Kindheit habe ich Abacab immer auf dem Weg in die Alpen gehört, mit meinem Walkman auf den Ohren. Die Fahrt war lang – nachts ging es los, die Autobahn lag dunkel hinter uns, und irgendwo in Baden-Württemberg machten wir unseren traditionellen Stopp: eine kurze Pause, frische Luft, Laugenbrötchen mit der Familie. Dann weiter – Richtung Sonnenaufgang, während der Song lief.
Und Abacab ist perfekt für so eine Reise. Die Drums treiben voran, die Synths sägen sich ins Gehirn, und ab 04:10 verändert sich alles: Der Song beginnt zu kreisen, wiederholt sich fast tranceartig, verliert Struktur und öffnet sich in einen Raum, in dem Zeit keine Rolle mehr spielt. Ich saß auf der Rückbank, vollkommen versunken in diesen Moment, während draußen langsam das Licht zurückkam. Genau deshalb liebe ich längere Tracks: Sie lassen sich Zeit, entwickeln sich, ziehen einen immer tiefer hinein. Abacab war und ist für mich der perfekte Soundtrack für eine Reise – damals auf der Rückbank mit meinem Walkman, heute immer noch.
L’Imperatrice – Vanille Fraise
Die Stimmung dieses Songs erinnert mich an die Leichtigkeit eines guten Werbejingles – eingängig, beschwingt und voller Charme. Doch dann passiert etwas völlig Unerwartetes: Eine Bassline taucht auf, fast wie ein kleines Bass-Feature, das nur ein einziges Mal vorkommt. Ein magischer Moment. Hört euch bei 02:45 diesen unfassbaren Part an – aber nicht schummeln! Ihr müsst den ganzen Track hören, sonst entfaltet er nicht seine volle Wirkung.
Tycho – A Walk
A Walk ist für mich pure Gelassenheit in Klangform – eine beruhigende Reise durch warme, weite Soundlandschaften. Die sanften, gleichmäßigen Beats und die fließenden Melodien schaffen eine Atmosphäre, in der ich mich immer wieder verliere, als würde ich einfach in den Klang eintauchen.
AIR – La femme d’argent
La femme d’argent und viele andere Songs von AIR empfinde ich als eine unglaublich unaufgeregte und geschmackvolle Art, mit Sound, Melodie und Songstrukturen umzugehen. Der Track umhüllt mich mit einer entspannten, fast mystischen Atmosphäre – eine perfekte Balance aus Ruhe und Komplexität. AIR ist für mich eine der inspirierendsten Bands, die in vielerlei Hinsicht den Weg zu einem neuen Verständnis von Klang geebnet haben.
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