Schlaglicht auf das Leben einer besonderen Frau: „Leonora im Morgenlicht“ beschäftigt sich mit der faszinierenden Lebensgeschichte der britisch-mexikanischen Künstlerin Leonora Mary Carrington. Das Biopic liegt nun fürs Heimkino vor. Eine späte, längst überfällige filmische Würdigung.
Sie hat immer für sich selbst gemalt, sagte Leonora Carrington einst, ohne den Hintergedanken, dass irgendjemand ihre Bilder wirklich kaufen würde. Was sie wohl darüber gedacht hätte, dass 2024 – 13 Jahre nach ihrem Tod – ihr Gemälde „Die Zerstreuung Dagoberts“ (1945) bei Sotheby’s für fast 28,5 Millionen US-Dollar versteigert und sie zu einer der teuersten Künstlerinnen überhaupt werden würde?
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Als eine der bedeutendsten Künstlerinnen des Surrealismus zählt sie heute zu den populärsten Malerinnen Mexikos, doch in ihrer Heimat Großbritannien und der internationalen Kunstwelt fand ihr Lebenswerk lange Zeit kaum Beachtung. Das hat sich nun geändert. Carrington ist heute gefragter denn je. Ihr ganz eigener Stil, der Elemente der dunklen Mystik mit dem Surrealismus verband, verfängt. Und dann ist da ja auch noch die faszinierende Lebensgeschichte der Künstlerin, die stolze 94 Jahre alt wurde.
In den 1930er Jahren brach die in Mexico-City geborene Carrington mit den gesellschaftlichen Normen ihrer Zeit und trat der surrealistischen Bewegung bei. In Paris traf sie auf Künstlergrößen wie Salvador Dalí und André Breton, doch es ist ihre stürmische Liebesaffäre mit dem Maler Max Ernst, die sie auf eine Reise zu sich selbst führte. Zwischen Kunst, Leidenschaft und inneren Dämonen musste sich Leonora in einer Welt voller Umbrüche behaupten. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs floh sie nach Mexiko, wo sie ihre Freiheit und ihre eigene Stimme als Künstlerin fand.
Leider keine Carrington-Bilder zu sehen
Das beinahe episodenhaft erzählte Biopic „Leonora im Morgenlicht“ nimmt sich nun dieser faszinierende Lebensgeschichte von Leonora Carrington an. Der aufwendig produzierte Film von Regie-Duo Thor Klein und Lena Vurma basiert auf dem Bestseller „Leonora“ von Elena Poniatowska, der in Deutschland 2012 unter dem Titel „Frau des Windes“ erschienen ist. Olivia Vinall verkörpert kraftvoll die innerlich zerrissene Künstlerin, an ihrer Seite sieht man den deutschen Schauspielstar Alexander Scheer als Max Ernst. Beide kommen aus dem Theater, können hier aber mit eher subtilem Schauspiel punkten.
Der wunderbare Score von Mariá Portugal trägt viel zur Atmosphäre bei, ebenso wie die teils atemberaubenden Bilder, die oft ins Surrealistische gleiten. Man hätte gerne mehr davon gehabt. Großes Manko: Man bekommt – aus rechtlichen Gründen – nicht viel von Carringtons Kunst zu Gesicht, auch wenn mehrere Motive (etwa die Hyäne) daraus verwendet werden. Und auch bei den Dialogen hätte man sich mehr Mühe geben können.
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