Dream Pop made in Dresden: Mit „Platz“ legt Jenny Thiele, einst Keyboarderin und Sängerin bei Fortuna Ehrenfeld, ihr nunmehr drittes Album vor.
Wer sich auf Wikipedia die Vita von Jenny Thiele anschaut, wird zunächst stutzig. Die Musikerin, so liest es sich, scheint sich zwischen ihren Platten gerne mal ein wenig Zeit zu lassen. 2012 erschien mit „Haus“ der Erstling der gebürtigen Dresdnerin. Dann: zehn Jahre Veröffentlichungspause. Erst 2022 kam mit „Killing Time“ der Nachfolger auf den Markt, gefolgt von einer EP „Haldern Sessions“ (2023) – und nun eben Studioalbum Nummer drei.
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Dass zwischen Album eins und zwei so lange Pause lag, hatte natürlich einen Grund. Thiele war fünf Jahre lang Mitglied bei Fortuna Ehrenfeld, sang dort als zweite Stimme und griff auch als Keyboarderin in die Tasten. Parallel dazu gründete sie das Electronic-Music-Duo Anna Otta (gemeinsam mit der Spanierin Irene Novoa). Ende 2022 strich Thiele dann bei Fortuna Ehrenfeld die Segel, um sich wieder auf ihre Solokarriere zu fokussieren. Thiele zum „Chili-Magazin Freiburg“: „Das hat viel Mut gekostet. Schließlich habe ich mich bei Fortuna sauwohl gefühlt. Aber ich bin eine Person, die häufig Veränderungen braucht. Ich wollte wieder eigene Songs in die Welt tragen. Neben der Band wäre das nicht gegangen.“
Deutsch statt Englisch
Nun also: „Platz“ da. Sozusagen. Im Gegensatz zu „Killing Time“ ist Thiele nun wieder auf Deutsch unterwegs. Denn: Sie will verstanden werden, wenn sie auf der neuen Platte ihre Geschichten erzählt. Poesie und Präzision, das merkt man, wenn man ihre Texte hört, schließen sich dabei nicht aus. Die Geschichten hat sie derweil – mit ihrem Produzenten Thomas Mühlhoff alias millhope – in ein stimmiges Electro-Pop-Gewand gekleidet. Inspiration, so erzählte sie im Interview mit „Westzeit“, hat sie sich dabei bei Björk, Air oder auch Daft Punk geholt.
Ihre Herangehensweise? „Ich merke erst beim Machen, was ich genau will“, so die Wahl-Kölnerin, „das ist eine krasse, fast schon lebensphilosophische Praxis. Sich auf etwas einlassen, auch wenn man noch nicht weiß, was am Ende dabei rauskommen wird. Einfach dem eigenen Geschmack und der eigenen Intuition vertrauen lernen. Das ist nicht leicht, aber nur so macht es mir auch selbst Spaß.“
Zu den Glanzlichtern gehört auf jeden Fall das sehnsüchtig-melancholische „Nehmt mich mit“ und das auf den Dancefloor bittende „Dancer in the Blue“. Auch die New-Wave-Ballade „Burn On“ bleibt haften. Und das nach vorn gehende, ungemein tanzbare „Wasserbombe“ und das zarte „Juli“ haben sicherlich das Potenzial, zu Sommerhits 2025 zu werden.
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