In seinem zweiten Cover-Album „Find El Dorado“ würdigt Songwriter-Legende Paul Weller seine musikalischen Helden. Dabei erhält er Unterstützung von namhaften Kollegen und Freunden wie Robert Plant oder Noel Gallagher. Gleichzeitig markiert das Machwerk Wellers Rückkehr zu Parlophone, seiner Label-Heimat zwischen 2015 und 2019.
Paul Weller bleibt weiter umtriebig. Die Ikone der Mob-Bewegung, der Godfather of Britpop, ist mittlerweile 67 Jahre alt, denkt aber offenbar noch lange nicht an die Rente. Denn der frühere Sänger der legendären Bands The Jam und The Style Council, der mit seiner Musik unter anderem Kollegen wie Oasis beeinflusst hat, veröffentlicht immer noch in schöner Regelmäßigkeit neue Alben, zuletzt „66“ im Jahr 2024. Und, auch wichtig: Die Leute wollen ihn immer noch hören. Auch hierzulande. Mit seinen letzten vier Soloalben erreichte der Gute jeweils die Top 20 der deutschen Albumcharts. Warum also auf die Bremse treten?
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Und so veröffentlicht Weller nun schon wieder eine neue Platte. Ein Cover-Album, auf der er seinen eigenen, persönlichen Helden huldigt. Sage mir, was du hörst, und ich sage dir, wer du bist. Man hat zwar natürlich mittlerweile eine Vorstellung davon, wer Paul Weller ist, dennoch dürfte dieses neuerliche Cover-Album (das erste, „Studio 150“, erschien vor 21 Jahren) diese Ahnung vertiefen. Jede Platte, jeder der 1000 Songs, mit denen Weller in seinen jungen Jahren in Berührung kam, habe schließlich seine Songwriting auf die eine oder andere Weise beeinflusst, gibt er zu Protokoll.
Namhafte Gäste als Support
15 aus diesen 1000 Tracks hat Weller auf dieser Album gewordenen Zeitreise namens „Find El Dorado“ zusammengestellt, 15 Nummern, vornehmlich aus den 1960er und 1970er Jahren, die sich im Spannungsfeld zwischen Folk, Blues, psychedelischem Pop und Country bewegen – und von Weller hier neu gedacht werden. Tracks, die jetzt nicht unbedingt obskur sind, aber zum Teil doch vergessen genug, um hier spannend zu wirken. Tracks, die es sich wieder zu entdecken lohnt. Support hat sich Reiseleiter Weller dafür bei Gästen wie Robert Plant, Noel Gallagher, Hannah Peel, Seckou Keita, Amelia Coburn und Declan O’Rourke geholt.
Der Vibe: eher nachdenklich. Die Instrumentierung: reduziert. Gerade die alte Bee-Gees-Nummer „I Started A Joke“ ist in Wellers melancholischer Version besonders schön geraten. Lieder von großen Namen wie den Gebrüdern Gibb oder den Kinks („Nobody’s Fool“) stellt Weller aber spannende Song-Perlen wie das vitale „Lawdy Rolla“ gegenüber. Sprich: Songs von Bands, die hierzulande auch ausgewiesenen Experten mit großer Wahrscheinlichkeit eher kein Begriff sein dürften. „Lawdy Rolla“ stammt übrigens von der französischen Studioband The Guerrillas, bei der kein Geringerer als Afro-Jazz-Legende Manu Dibango mitmischte. Auch vom Iren Eamon Friel, der mit „El Dorado“ sozusagen den Albumtitel inspiriert hat, dürften bislang die wenigsten gehört haben. Hier soll Noel Gallagher mitgespielt haben, man hört ihn aber nicht wirklich heraus. Prägnanter ist da schon der Auftritt von Led-Zeppelin-Frontmann Plant, der bei „Clive’s Song“ auch zur Mundharmonika greift.
Keine Frage: „Find El Dorado“ ist ein echter Goldschatz. Ein Schatz, der gehoben werden will. Auch wenn er nicht so innovativ und zukunftsgewandt daherkommt wie das, was Weller uns zuletzt so kredenzt hat.
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