Mit „Lessons in Love“ haben Level 42 einen der Pop-Evergreens der 1980er-Jahre geschaffen. Benjamin Fiege hat mit Frontmann Mark King, 66, über den Hit und seine Folgen gesprochen – und über den Auftritt der britischen Band beim Festival „Jazz and Joy“ in Worms.
Mark, mit „Lessons in Love“ haben Level 42 einen der Signature-Tunes der 1980er-Jahre geschaffen. Hatten Sie schon bei der Arbeit daran das Gefühl, etwas Besonderes in den Händen zu halten?
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Wir hatten schon gemerkt, dass der Song eine gewisse Energie entwickelt, als wir ihn 1986 in den Maison Rouge Studios in London gemixt haben. Unser Label hat uns damals gedrängt, eine neue Single auf den Markt zu werfen, um den Abstand zwischen den Alben etwas zu überbrücken. Wir waren zu der Zeit gerade sehr aktiv in den USA, um die Platte „World Machine“ und vor allem den Song „Something About You“ zu promoten, der dort in den Top Ten gelandet war. Also brauchten sie eine Single, damit wir in Europa nicht vergessen werden. „Lessons in Love“ hat das geschafft.
Der Song war der größte kommerzielle Erfolg von Level 42, aber nicht jeder in der Band mochte den neuen Mainstream-Pop-Ansatz. Wurden Sie vom Label unter Druck gesetzt, diese Richtung einzuschlagen?
Nun, es war unser größter kommerzieller Erfolg in Deutschland. Im Nachhinein denke ich, dass der Druck des Labels und den, den wir uns selbst gemacht haben, um in den Charts zu bleiben, gleich groß war. Als Band hatten wir alle den gleichen Input auf die Songs, die wir geschrieben haben, und es wäre verrückt gewesen, eine andere Richtung einzuschlagen, da wir endlich den Erfolg hatten, auf den wir alle hingearbeitet hatten. Aber im Nachhinein ist man immer schlauer, nicht wahr?
Wie blicken Sie heute auf den Song „Lessons in Love“ zurück? War es ein Segen oder ein Fluch? Spielen Sie es immer noch gerne live?
Oh, er war auf jeden Fall ein Segen, und zu sehen, wie glücklich unsere Fans sind, wenn wir ihn live spielen, ist das i-Tüpfelchen!
Die folgenden Jahre waren ziemlich hart für die Gruppe. Die Gould-Brüder verließen 1987 die Band, Alan Murphy ist 1989 gestorben. Was hat Ihnen denn durch diese schweren Zeiten geholfen?
Mike und ich wollten beide weiterspielen. Das ist unser Job! Und das Leben hält immer wieder Überraschungen bereit. Man muss sich einfach anpassen und weitermachen. Es wäre wunderbar gewesen, als Band in der Originalbesetzung weiterzumachen, aber dann hätten wir weder mit Murph noch mit dem brillanten Gary Husband zusammenarbeiten können.
Sie haben die Band Level 42 im Jahr 1979 gegründet. Stimmt es, dass Sie ursprünglich Schlagzeuger werden wollten?
Stimmt. Ich dachte, das sei mein Weg, ich liebe das Schlagzeug und Schlagzeuger! Aber Phil war so gut, dass ich etwas anderes spielen musste, wenn ich in der Band sein wollte. Bass war jedoch ein ganz guter Ersatz für mich. Also begann ich, sozusagen Schlagzeug auf dem Bass zu spielen.
Wer hat sich den Bandnamen ausgedacht? Er ist eine Anspielung auf „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams. War dieses Buch ein gemeinsames Interesse der Band?
Punk war gerade angesagt, und wir wollten einen Namen, der uns von diesem Genre abgrenzte. Die Verwendung einer oder mehrerer Zahlen war damals ziemlich ungewöhnlich, also sind wir diesen Weg gegangen. Boon und ich mochten Douglas Adams’ „Per Anhalter durch die Galaxis“ sehr. Die Zahl 42 kam darin sehr häufig vor, also haben wir sie übernommen. Unser erster Produzent Andy Sojka schlug vor, etwas vor die Zahl zu setzen, und meinte: „Level?“ Und das war’s.
Stimmt es, dass auch der Name „88“ diskutiert wurde? Was war da der Hintergrund? Das wäre in Deutschland schwer zu vermarkten gewesen, da es hier als Code für den Hitlergruß angesehen wird …
Oh! Das wusste ich nicht. 88 war die Nummer des Busses, der uns zu den Proben brachte, und außerdem hatte Jack Bruce eine Band namens Rocket 88, also konnten wir diese Nummer eigentlich nicht wirklich verwenden. 42 hat aber bis hierher sehr gut funktioniert.
In den 1980ern haben Sie große Namen wie The Police, Queen, Tina Turner und Madonna auf Tour supportet. Welche Erinnerungen haben Sie daran?
Ja, wir hatten in den Achtzigern einige tolle Support-Slots. Perfekt geeignet, um ein viel größeres Publikum zu erreichen als die Clubszene, aus der wir kamen. Ich habe so viele Geschichten, die ich gerne erzählen würde, aber ich schätze, Sie müssen da auf das Buch warten, das ich nie schreiben werde!
Nach einer Trennung in den 1990er-Jahren kehrte die Band Anfang der 2000er zurück. War das als einmalige Sache oder als langfristige Sache gedacht?
Ich lasse mich immer einfach treiben. Die Musikszene hatte sich 1994 weiterentwickelt, und es fühlte sich richtig an, die Band eine Weile ruhen zu lassen. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so lange ruhen würde, aber wie gesagt, ich lasse mich da einfach treiben. Bis 2000 hatte ich ein paar Tourneen als Grupo Mark King gemacht, und es gab mehr und mehr Anfragen von Fans, mehr Level-42-Songs aufzunehmen. So schloss sich der Kreis, und wir fingen noch einmal von vorne an.
Was erwartet die Fans nun in Worms?
Sie können sich auf unterhaltsame 70 Minuten freuen, in denen die Band viele Songs aus ihrem umfangreichen Katalog spielt, nur leicht umarrangiert, um der brillanten Bläsersektion, mit der wir jetzt auf Tour sind, gerecht zu werden. Wer Schlagzeug mag, sollte sich unseren Pete Ray Biggin anschauen – er ist unglaublich!
Termin
Level 42 treten am Sonntag, 17. August, 20 Uhr, auf der Sparkassenbühne beim Wormser „Jazz and Joy“-Festival auf.
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