Kinder, wie die Zeit vergeht: Didos Debütalbum „No Angel“ wird 25. Zur Feier des Tages ist nun bei Sony Music eine Anniversary-Edition erschienen. Grund genug, nochmal einen Blick auf den gefeierten Erstling der Britin zu werfen.
Clive Davis hat so etwas wie ein Diamantenauge. Der Musik-Mogul hat zahlreiche Musiker zu Stars gemacht. Pink Floyd, Bruce Springsteen, Billy Joel, Whitney Houston, Patti Smith, Alicia Keys, Carlos Santana, Aerosmith und Janis Joplin zum Beispiel. Bei manchen von ihnen darf sich der heute 93-Jährige sogar „Entdecker“ nennen. Ende der Neunziger gelangten Demo-Aufnahmen der bis dato unbekannten Dido in die Hände des mächtigen Musik-Tycoons von Arista Records. Er lud die Britin zum Vorsingen in eine Hotel-Suite. Dort soll er so ergriffen von ihrem melancholischen Pop gewesen sein, dass er spontan mitgesungen habe.
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Dido war bis dahin tatsächlich ein unbeschriebenes Blatt. Für Nettwerk hatte sie zwar schon mal aufgenommen, und auch als Background-Sängerin bei Faithless gearbeitet, ihren Namen kannte aber wirklich niemand. Das Treffen mit Davis brachte dann aber den Ball für eine Weltkarriere ins Rollen, die mit ihrem Debütalbum „No Angel“ beginnen sollte.
Zwischen Sinéad O’Connor und Eminem
Vier Jahre hat Dido an ihrem Erstling gearbeitet, an den ersten Songs dafür soll Dido schon 1994 zu schreiben begonnen haben. Songs, die sich um Liebe drehen, aber den Blick auch nach innen richten. Musikalisch rührte Dido eine Melange aus Folk-Pop, Folktronica, Trip-Hop („Honestly OK!!“) und Dream-Pop an. Eine Mixtur, die auch heute noch funktioniert. Gesanglich erinnert Dido hier streckenweise schwer an Sinéad O’Connor.
Es geht nachdenklich los. Das melancholische „Here With Me“ (das auch in der TV-Serie „Roswell“ eingesetzt wurde) eröffnet den Song-Reigen. Der einem gleichenden Synthesizer zu Beginn, die dramatischen Streicher, das traurige Piano am Ende – immer noch großes Kino. „Hunter“, ebenfalls als Single ausgekoppelt, kommt mit etwas mehr Tempo daher. Ein Glanzlicht, ebenso wie das schwermütige „My Lover’s Gone“, das von einem verstorbenen Liebhaber erzählt. Geht unter die Haut.
Überhaupt kann man sich Didos engelsgleicher Stimme nur schwer entziehen. Das gleichermaßen berührende, aber auch sehr beruhigende „Thank You“ hat seinerzeit ja selbst Eminem fasziniert, der den Song für seine Single „Stan“ sampelte. „All You Want“ ist noch heute ein Fan-Liebling. Und Songs wie „Slide“ und „Isobel“ lassen jeden noch so angestrengten Geist entspannen. Lieder, unter die man wie unter eine warme Decke schlüpfen kann.
Was sich in der neuen Vinyl-Ausgabe verändert hat
„No Angel“ wurde 1999 zunächst in den USA veröffentlicht, fand dort aber kaum Beachtung. Erst als Eminem „Thank You“ sampelte, bekam die Britin die Aufmerksamkeit, die sie verdiente. 2000 wurde die Platte dann endlich auch in der Heimat veröffentlicht. Es avancierte zu einem der meistverkauften Alben aller Zeiten in Großbritannien. „Das Album „No Angel“ hielt sich sieben Wochen lang auf Platz eins und über ein Jahr lang in den Top 10. Obendrein gab es 10-fach Platin und am Ende auch jede Menge Awards (unter anderem den Brit Award und den Ivor Novello). Weltweit verkaufte sich Didos Debüt über 15 Millionen Mal, bis heute hat es 1,2 Milliarden Streams gesammelt.
Die „25th Anniversary Edition“ enthält nun das Originalalbum in einer speziellen Vinyl-Verpackung. Das Cover ziert ein neues Artwork, das aus einem Kontaktbogen mit Fotos aus der ursprünglichen Albumkampagne besteht, mit einer Tür auf jeder Seite, die sich öffnen lässt und eine Hülle mit einem weiteren klassischen Dido-Foto enthüllt. Darin befindet sich das Album, gepresst auf auffälligem marmoriertem rotem Vinyl. Eine Standardausgabe auf schwarzem Vinyl wird ebenfalls erhältlich sein.
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