Nach mehr als 50 Jahren feiert Schock-Rock-Altmeister Alice Cooper Wiedervereinigung mit den alten Kollegen von der Alice Cooper Band. Und so entstand nach einem halben Jahrhundert mal wieder ein gemeinsames Album: „The Revenge Of Alice Cooper“ ist soeben via earMusic erschienen.
Keine Frage: Ohne Alice Cooper und die Alice Cooper Band wäre die Geschichte der Rockmusik deutlich langweiliger verlaufen. Denn es ist auch der 1968 in Phoenix, Arizona gegründeten Kapelle zu verdanken, dass Bühnenshows im Rock und Pop heute oft ein aufwendiges Spektakel sind. Alice Cooper (Gesang), Michael Bruce (Gitarre), Dennis Dunaway (Bass), Neal Smith (Schlagzeug) und Glen Buxton (Gitarre), das kann man mit Fug und Recht behaupten, haben Anfang der 1970er Jahre den Rock neu definiert, indem sie ihre rohe, kraftvolle Musik mit für damalige Verhältnisse durchaus schockierender Theatralik verbanden. Unter der Leitung von Bob Ezrin waren sie Pioniere des Shock Rocks. Mit ihren Songs lieferten sie rebellische Hymnen, düstere Erzählungen und extravagante Bühnenshows mit Guillotinen, Schlangen und makabren Effekten.
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Nach sieben Alben (und dem Nummer-eins-Hit „School’s Out“) löste sich die Band auf. Und Vincent Furnier aka Alice Cooper begann seine bis heute andauernde, illustre Solokarriere. Hin und wieder ließ er sich mit den alten Kollegen zwar noch blicken – für ein paar Shows hier und da und natürlich die Aufnahme in die Rock-and-Roll-Hall-of-Fame -, das bis dato letzte Album erschien aber 1973.
Emotionaler Tribut
Schon 2021 deutete sich an, dass die Band nach all den Jahren doch noch einmal gemeinsam aufnehmen könnte, überhaupt hat Cooper ja in den vergangenen Jahren doch immer wieder seinen eigenen Wurzeln Tribut gezollt (unter anderem auf „Detroit Stories“). Jetzt ging es überfälligerweise wieder mit der alten Truppe – abzüglich Glen Buxton, der 1997 verstarb – ins Studio. Er ist auf dem Song „What Happened To You“ aber nochmal zu hören. Keine KI, sondern Archivmaterial macht’s hier möglich. Ein emotionaler Moment.
14 Titel kredenzen uns Alice Cooper und seine Kameraden auf diesem wilden Ritt durch den Hard-Rock-Sound der 1970er Jahre. Man knüpft an den Sound vergangener Tage an. Gleich der Opener „Black Mamba“, aus Sicht der Schlange gesungen, groovt ordentlich. Gleich mal ein zischendes Statement, bei dem übrigens Doors-Gitarrist Robby Krieger in die Saiten greift.
Retro, aber trotzdem frisch
Mit etwas mehr Speed geht es dann bei „Wild Ones“ weiter, ehe die Band bei „Up All Night“ beweist, dass bei aller Düsternis auch Humor, ein ironisches Augenzwinkern, bei ihr immer eine große Rolle gespielt hat. Das kommt auch bei „One Night Stand“ zum Tragen. „Kill the Flies“ ist gängiger Cooper-Grusel. Das melodische „Money Screams“ bleibt dank seiner Melodik haften – ein Highlight. „Blood on the Sun“ führt einen durch seinen balladesken Einstieg erst einmal auf eine falsche Fährte, darf dann aber doch noch ordentlich krachen.
„Inter Galactic Vagabond Blues“ beschreibt sich hinreichend selbst, bluesrockig geht es auch auf „I Ain’t Done Wrong“ zu und bei „What a Syd“ landen wir überraschenderweise plötzlich irgendwo zwischen Jazz und Swing. In der Ballade „See You On The Other Side“ wird das Thema „Tod“ verhandelt. Hat was von Abschied, vom Wissen um die eigene Vergänglichkeit, Alice ist auch schon 77. Spätestens seit Ozzys Tod ist er einer der last man standing.
Kurzum: Die neue Platte ist ein gelungenes Revival, das trotz erhöhtem Nostalgie-Faktor ausreichend frisch klingt. Gerne mehr davon.
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