James McMurtry - The Black Dog and the Wandering Boy (foto: New West Records, Redeye / Bertus)

James McMurtry – The Black Dog and The Wandering Boy

Erscheinungsdatum
Juni 20, 2025
Label
New West Records, Redeye / Bertus
Unsere Wertung
8

Der Geschichtenerzähler kann es immer noch: „The Black Dog and the Wandering Boy“ ist ein weiteres, formidables Album des Singer-Songwriters James McMurtry.

Es ist fast schon ärgerlich, dass James McMurtry hierzulande immer noch eher etwas für Eingeweihte ist. Denn der Texaner ist nun auch schon seit mehr als 30 Jahren im Geschäft und als solcher ein unverzichtbarer Teil der US-amerikanischen Musiklandschaft. Sarah Jarosz und Jason Isbell zählen den Mann aus Fort Worth (der mittlerweile in Austin lebt) zu ihren ganz großen Einflüssen. Isbell nahm den heute 63-Jährigen sogar schon mit auf Tour.

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Mit „The Black Dog and The Wandering Boy“ legt McMurtry, der seinerzeit von John Mellencamp entdeckt wurde, nun sein elftes Studioalbum vor. Der Titel bezieht sich auf zwei Figuren aus den Halluzinationen seines inzwischen verstorbenen, demenzkranken Vaters Larry McMurtry, der selbst als Schriftsteller Bekanntheit erlangte („Weg in die Wildnis“; er schieb auch das Drehbuch zu „Brokeback Mountain“). 

Jede Menge Musik gewordener Kurzgeschichten

Auf der neuen Platte tischt uns McMurtry wieder jede Menge interessante, einnehmende Kurzgeschichten auf. So unterschiedlich diese dabei aber auch sein mögen, sie haben eines gemeinsam: Die Lieder finden ihre Inspiration in der Wirklichkeit. Genauer: in der Vergangenheit von McMurtrys Familie. Eine verirrte Skizze, ein altes Gedicht eines Familienfreundes, die bereits erwähnten Halluzinationen seines Vaters. All das sind Inspirationsquellen. „Das ist etwas, was ich ständig mache, aber normalerweise benutze ich dafür meine eigenen Schnipsel“, so der Musiker.

Zu den Glanzlichtern der Platte gehört „South Texas Lawman“, das aus einer Zeile aus einem Gedicht eines Freundes des McMurtry-Clans, T.D. Hobart, entstand. Angetrieben von schiebenden Gitarren und einer lockeren Rhythmusgruppe, ist es eine sorgfältige Studie eines Mannes, dessen Gefühl der Überflüssigkeit ihn in der letzten Strophe zu drastischen Maßnahmen motivieren. „In den 70er-Jahren, als wir in Virginia lebten, kam Dwight oft zu uns nach Hause. Während eines Besuchs schrieb er dieses Gedicht über die Haltung seines Vaters gegenüber Südtexas. Es enthielt eine Zeile über die Wachteljagd zu Pferde, und das war der Keim des Liedes. Seitdem habe ich das Gedicht verloren.“

Grusel-Blues und Weird Al Yankovic

Im rumpelnden Titelsong, einer Art Grusel-Blues treten zwei geheimnisvolle Gestalten auf, die nur denjenigen erscheinen, die der Realität entgleiten. Doch er ist weder düster noch besonders verzweifelt. Stattdessen zitiert McMurtry einen Weird-Al-Yankovic-Song. Er findet einen trotzigen Humor in der Situation, der im Widerspruch zur Schwere des Ausgangsmaterials steht. „Der Titel des Albums und des Songs stammt von meiner Stiefmutter Faye. Nachdem mein Vater gestorben war, fragte sie mich, ob er jemals mit mir über seine Halluzinationen gesprochen habe. Er war eine Zeit lang dement, bevor er starb, aber er hatte mir gegenüber nicht erwähnt, dass er Dinge sah. Sie sagte mir, seine Lieblingshalluzinationen waren der schwarze Hund und der wandernde Junge. Ich nahm sie und übertrug sie auf eine fiktive Figur.“

Natürlich geht es manchmal schräg zu (etwa in „Pinocchio in Vegas“, wo der Figur der Penis wächst, wenn sie lügt) auf dem neuen Album. Bizarre, aber unterhaltsame Ausrutscher. Die wahre Stärke entfaltet sich bei McMurtry aber, wenn es emotional und nachdenklich wird. Wie etwa bei „Annie“, das den Terroranschlag vom 11. September 2001 verhandelt. Kollege Isbell schaut auf „Sailing Away“ vorbei. Die zwei die Platte umrahmenden Cover, Jon Dee Grahams „Laredo (Small Dark Something)“ und Kris Kristoffersons „Broken Freedom Song“, sind nette Grüße an die Kollegen und schaden dem Gesamteindruck der Platte dieses Storyteller-Genies nicht.

Anspieltipps
South Texas Lawman
Annie
The Black Dog and The Wandering Boy
8
Großes Storytelling.
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