35 Jahre ist Freddie Mercury bald tot, bis heute ist der Queen-Sänger aber unvergessen – und für viele nach wie vor der beste Rock-Frontmann aller Zeiten. Das 40-jährige Jubiläum seines Debüt-Soloalbums „Mr. Bad Guy“ wird nun mit einer aufwendigen Neuauflage auf Vinyl gefeiert.
Die frühen Achtziger Jahre waren keine einfache Zeit für Queen. Nach dem Release von „Hot Space“ (1982), ihrem zehnten Studioalbum, und der anschließenden Tour (die letzte, die sie mit Mercury durch Nordamerika führen sollte), war irgendwie die Luft bei der Band raus. Jeder schien seine eigene Agenda zu verfolgen. Die Fans waren von dem neuen, Dance-orientierten Sound auch nicht begeistert. Und so entschlossen sich die britischen Rocker, eine Pause einzulegen. Eine Pause, die – von außen betrachtet – zwei Jahre dauern sollte, tatsächlich aber nur neun Monate ging und mit den Arbeiten an der Platte „The Works“ (1984) ein Ende finden sollte. 1984 fiel die Band dann vorerst in Ungnade, weil sie Konzerte in Südafrika spielte. Man warf ihr vor, damit das Apartheid-Regime zu unterstützen. 1985 konnte die Gruppe durch legendäre Auftritte in Rio und bei Live Aid das Ruder wieder rumreißen.
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Zwischen 1983 und 1985 begann Mercury, an einem Solo-Album zu arbeiten. Er hatte die Nase voll, vom typischen Rock-’n‘-Roll-Sound der Band. Vielmehr interessierte er sich für Dance, Disco und Pop. Solche Songs aufzunehmen, das wäre mit den Queen-Jungs nicht umsetzbar gewesen. Schon „Hot Space“ war den Queen-Kollegen eher ein Dorn im Auge. Mit Reinhold Mack, der seit „The Game“ (1980) mit Queen zusammengearbeitet und auch „Hot Space“ mitproduziert hatte, machte sich Mercury also an sein erstes Solo-Machwerk. Es sollte Teil eine Liebeserklärung an die Clubszene sein, in der er sich bewegte. In dieser Hinsicht war Mercury konsequent. Zumal sein erstes Solo-Ausrufezeichen, die Single „Love Kills“ (1984, von Giorgio Moroder produziert), da die Richtung schon vorgab.
München als Inspirationsquelle
„Mr. Bad Guy“ wurde über mehrere Monaten hinweg im Musicland Studio in München aufgenommen, in dem auch Queen aufgenommen hatten. Mercury schrieb die Songs auf „Mr. Bad Guy“ selbst. Dazu trommelte er sich ein Team von Spitzenmusikern zusammen, darunter Schlagzeuger Curt Cress, Bassist Stephan Wissnet, Gitarrist Paul Vincent und Queen-Tournee-Keyboarder Fred Mandel.
München war dabei die große Inspirationsquelle. Freddie liebte die Stadt. Wenn er nicht im Studio war oder Zeit mit Mack und seiner Familie verbrachte, tauchte der Sänger in das dortige Nachtleben ein. Der wilde Herzschlag ihrer Bars und Clubs beeinflusste seine Songs wie das mitreißende „Living On My Own“, das euphorische „I Was Born To Love You“ und das pulsierende, funkige „Let’s Turn It On“. Einige Songs des Albums hätten aber auch auf ein Queen-Album gepasst. Das sehnsüchtige „There Must Be More To Life Than This“ („Über zwei Menschen, die einsam sind“, so der Sänger) war eigentlich für „Hot Space“ geschrieben worden und wurde sogar einmal als Duett mit Michael Jackson in Betracht gezogen. Eine Version mit Jackson erschien später auf Queens Album „Forever“, das im November 2014 veröffentlicht wurde.
Ein neues Freiheitsgefühl
Aber die Freiheit, fernab vom Queen, ermöglichte es Mercury, musikalisch zu experimentieren. Der dramatische, von Klavierklängen geprägte Anfang von „Your Kind Of Lover“ bricht schnell in verspielte Energie aus. „My Love Is Dangerous“ basiert auf einem Reggae-Beat. Und Mercurys bemerkenswerter Operngesang in „Man Made Paradise“ zeichnet den Weg voraus zu seiner Zusammenarbeit mit Montserrat Caballé in „Barcelona“ einige Jahre später.
Am extravagantesten ist jedoch der Song „Mr. Bad Guy“ selbst, in dem das Münchner Philharmonie Orchester Mercury begleitet, während er sich genüsslich an seinem Ruf als Teufelskerl ergötzt. „Man kann alle Queen-Alben durchgehen, und es gibt keinen einzigen Song, in dem tatsächlich ein vollwertiges Orchester zu hören ist“, sagte Mercury stolz über den Titel. „Ich dachte: Ich werde der Erste sein, der das macht. Es ist ziemlich unverschämt. Ich sagte einfach: Spielt alle Noten, die ihr noch nie in eurem Leben gespielt habt, und sie sind völlig ausgeflippt. Und das ist das Ergebnis. Sehr bombastisch, sehr pompös, sehr ich.“
Platz sechs in den Charts
„Mr. Bad Guy“ wurde ursprünglich im April 1985 veröffentlicht, erreichte Platz sechs der britischen Albumcharts und brachte vier Singles hervor: „I Was Born To Love You“, „Made In Heaven“, „Living On My Own“ (das 1993, zwei Jahre nach dem Tod des Sängers, in remixter Form neu veröffentlicht wurde und Platz eins in Großbritannien erreichte) und „Love Me Like There’s No Tomorrow“.
Die Singles wurden von einer Reihe extravaganter Promo-Videos begleitet, darunter „Made In Heaven“ mit Nachstellungen von Szenen aus Igor Strawinskys „Le Sacre du Printemps“ und „Dantes Inferno“, gedreht in einer Nachbildung der Bühne des Royal Opera House in einem Lagerhaus im Norden Londons, sowie „Living On My Own“ mit einem Drag-Ball-Video, das auf der 39. Geburtstagsfeier des Sängers gedreht wurde.
Das kann die neue Edition
40 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung wird „Mr Bad Guy“ nun auf 180 g schwerem, durchscheinendem grünem Vinyl sowie als Picture Disc LP exklusiv über D2C (Direct To Consumers) neu aufgelegt.
Die neue Wiederveröffentlichung auf durchscheinendem grünem Vinyl enthält einen Mix des Albums, der von Queens langjährigem Soundteam Justin Shirley-Smith und Joshua M. Macrae erstellt wurde und ursprünglich auf dem 2019 erschienenen Box-Set „Never Boring“ zu finden war. Der neue Mix bleibt Freddies ursprünglicher Vision treu, profitiert jedoch von Technologien und Ressourcen, die in den 1980er Jahren noch nicht verfügbar waren.
„Wir haben uns die Original-Mehrspurbänder noch einmal angehört“, sagt Shirley-Smith. „Es ist eine großartige Sammlung von Songs, und Freddies Gesangsleistung ist absolut außergewöhnlich. Die Idee war nicht, den Sound so zu gestalten, wie er heute klingen würde, sondern so, wie er damals geklungen hätte, wenn sie über bessere Technik und mehr Zeit verfügt hätten. Und natürlich ist es eine große Ehre, an etwas zu arbeiten, das Freddie gemacht hat, und wir behandeln es immer mit größtem Respekt.“
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