Schmankerl für Krimi-Fans: Fünf Verfilmungen der englischen Krimi-Königin Agatha Christie gibt es anlässlich ihres 135. Geburtstag nun frisch in 4K restauriert in einer Edition.
DAS BÖSE UNTER DER SONNE (1982)
Broadway-Schönheit Arlena Marshall (Diana Rigg) benimmt sich wie eine richtige Diva. Kein Wunder also, dass sie sich dadurch viele Feinde macht. So kommt es, wie es kommen muss: Mitten in ihrem Urlaub auf einer idyllischen griechischen Mittelmeerinsel wird Madame Marshall tot am Strand aufgefunden. Zum Glück ist Meisterdetektiv Hercule Poirot (Peter Ustinov) vor Ort und übernimmt sofort die Ermittlungen. Aufgrund der Vorgeschichte gestalten sich diese jedoch ziemlich schwierig, denn fast alle Gäste des Luxushotels hatten mit der Schauspielerin noch eine Rechnung offen. Es geht um Ehebruch, Eifersüchteleien, Profitinteresse oder blanken Hass. Aber scheinbar haben alle ein wasserdichtes Alibi …
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Der große Peter Ustinov schlüpft hier zum zweiten Mal in die Rolle des Meisterdetektivs Hercule Poirot – und synchronisiert sich für die deutsche Sprachfassung gleich selbst. Er ist nicht der einzige Hochkaräter: Diana Rigg, bekannt aus „Schirm, Charme und Melone“), Jane Birkin, James Mason und Maggie Smith geben sich hier zum Beispiel die Ehre. Aber auch ästhetisch (das Art-Deco der 1930er Jahre wird hier wunderbar wiederbelebt) und inhaltlich vermag der Krimi zu überzeugen. James-Bond-Regisseur Guy Hamilton hat hier einen spannenden, mehr als soliden Whodunit inszeniert, der mit der nötigen Prise Humor daherkommt. Die Musik, die hauptsächlich von Cole Porter stammt, verleiht dem Ganzen zusätzlich Atmosphäre. Fun fact: Gedreht wurde nicht in Griechenland, sondern in London und auf Mallorca.
Wertung: 7
MORD IM ORIENT EXPRESS
Es ist ein eisiger Wintertag, als der berühmte Orient Express seine Reise von Istanbul nach Wien antritt. Die Passagiere an Bord des Zuges stammen aus den höchsten Kreisen: adlige Herrschaften, ein amerikanischer Multimillionär, etliche Diplomaten und nicht zuletzt der belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot (Albert Finney). Als der Zug in Jugoslawien in einem Schneesturm stecken bleibt, richten sich alle auf eine lange Nacht ein. Am nächsten Morgen wird im Schlafwagen die Leiche des amerikanischen Millionärs gefunden – getötet durch zwölf Messerstiche. Hercule Poirot steht vor einem seiner schwierigsten Fälle und unterzieht alle Passagiere des Abteils einem Verhör. Eines steht fest: Der Mörder muss noch im Orient Express sein …
Das Casting lässt uns auch bei „Mord im Orient-Express“ nicht im Stich. Sean Connery, Lauren Bacall, Ingrid Bergman, Jacqueline Bisset, Jean-Pierre Cassel, Anthony Perkins und Vanessa Redgrave geben sich hier etwa die Klinke in die Hand. Mit der Umsetzung des Films war sogar Agatha Christie höchstpersönlich zufrieden, was beileibe selten der Fall war. Nur dass Albert Finney keinen Schnauzer trug, stieß der Autorin sauer auf. Tatsächlich haben die Macher hier wenig bis nichts falsch gemacht, „Mord im Orient Express“. Optisch macht der opulent ausgestattete Whodunit etwas her, das Krimi-Kammerspiel hat Atmosphäre und bietet auch viel Spannung und Charakter-Tiefe.
Wertung: 8
MORD IM SPIEGEL (1980)
Amateurdetektivin Miss Marple (Angela Lansbury) lebt im verschlafenen St. Mary Mead. Als jedoch ein Filmteam aus Hollywood in das Dorf einfällt, ist es vorbei mit der Ruhe: Die Dreharbeiten zu „Maria Stuart“ wirbeln mächtig Staub auf: Jeden Tag gibt es neue Rivalitäten zwischen den beiden verfeindeten Filmdiven Marina Rudd (Elizabeth Taylor) und Lola Brewster (Kim Novak). Bei einem Galaempfang geschieht dann schließlich sogar ein Mord. Das Opfer ist jedoch eine völlig Unbeteiligte. Scotland Yard Inspector Craddock (Edward Fox) ist ratlos. Zum Glück aber hat er eine äußerst scharfsinnige Tante: Miss Marple …
Keine leichte Aufgabe für Angela Lansbury, die wenig später mit der Serie „Mord ist ihr Hobby“ einen der größten Erfolge ihres Lebens landen sollte. Hier muss sie in die Fußstapfen der beliebten Margaret Rutherford treten, die in den 1960er Jahren in die Rolle von Miss Marple schlüpfte. Die Rutherford-Marple war beim Publikum sehr beliebt, nicht aber bei Agatha Christie selbst, weil diese der Beschreibung der Romanfigur so gar nicht entsprach. Als Christie aber bemerkte, wie beliebt Rutherford bei den Zuschauern war, widmete sie ihr das Marple-Buch „Mord im Spiegel“, die beiden wurden sogar Freundinnen. Rutherford starb im Alter von 80 Jahren bereits 1972, konnte so bei der Verfilmung von „Mord im Spiegel“ (1980) also nicht mehr dabei sein. Mit Lansbury, Taylor, Novak, Tony Curtis, Rock Hudson und Geraldine Chaplin war aber dennoch viel Star-Power geboten. Das Promi-Aufgebot ist aber auch das Aufregendste des Krimis, der ansonsten unbefriedigend daher kam. Dass die Story auch so offensichtlich von Gene Tierneys persönlicher Lebenstragödie inspiriert ist, bleibt auch ein bitterer Nachgeschmack. Fun fact: Der damals noch unbekannte Pierce Brosnan hat eine mehrsekündige Cameo.
Wertung: 6
TOD AUF DEM NIL (1978)
Hercule Poirot (Peter Ustinov) will endlich einmal ausspannen und unternimmt eine Urlaubsreise auf dem Nil. An Bord des Luxusdampfers „Karnak“ ist auch die amerikanische Millionenerbin Linnet Ridgeway (Lois Chiles), die sich auf Hochzeitsreise mit ihrem frisch vermählten Ehegatten Simon Doyle (Simon MacCorkindale) befindet. Doch die Flitterwochen werden durch das jähe Ableben der schönen Braut vorzeitig beendet. Da ein Meisterdetektiv immer im Einsatz ist, übernimmt Poirot natürlich den Fall. Mit seinem Freund Colonel Race (David Niven) beginnt er die Ermittlungen und sticht in ein Wespennest: Offenbar haben sehr viele Passagiere ein Motiv für einen Mord – aber keiner will es gewesen sein …
Peter Ustinov gibt hier sein Debüt als Hercule Poirot, eine der Paraderollen in seiner langen, illustren Karriere. Begleitet wird er in „Tod auf dem Nil“ von namhaften Kollegen wie David Niven, Mia Farrow, Bette Davis, Maggie Smith, Angela Lansbury, Jane Birkin, George Kennedy, Jack Warden und Olivia Hussey. Da sorgt fast jede Szene für Nostalgie-Kicks. Die filmische Umsetzung von „Tod auf dem Nil“ ist ob der umfang- und detailreichen Romanvorlage sicher kein leichtes Unterfangen gewesen, und natürlich merkt man das dem Film hier und da auch an. Das Racing war eine Herausforderung. Dennoch ist den Machern hier ein überaus unterhaltsamer Whodunit gelungen, der dank Kulisse und Location auch eine wunderbare Atmosphäre mitbringt.
Wertung: 7,5
MORD NACH MASS (1972)
Die reiche Amerikanerin Ellie (Hayley Mills) heiratet ihren Chauffeur Michael (Hywel Bennett). Gemeinsam beziehen sie eine idyllisch gelegene Villa – doch die Dorfbewohner flüstern: Sie sei verflucht. Ignorant trotzen Ellie und Michael den Warnungen. Doch die Idylle währt nicht. Als Ellie spurlos verschwindet, wird aus dem Traumhaus ein Albtraum. Für die Ermittler beginnt ein mysteriöser Fall voller unheimlicher Andeutungen.
Aus heutiger Sicht wirkt dieser Streifen optisch natürlich etwas altbacken. Wer darüber hinweg sehen kann, wird mit einem durchaus atmosphärischen Psychothriller belohnt, der etwas düsterer daherkommt, als man es von Agatha Christie eigentlich gewohnt ist. Die soll aber ganz und gar kein Fan der Verfilmung von Sidney Gilliat gewesen sein, was auch am Einbau einer (kurzen) Nacktszene lag. Obwohl der Streifen ansonsten nach am Buch bleibt, sicher der schwächste Teil der Kollektion.
Wertung: 5,5
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