The Kooks melden sich mit Album Nummer sieben zurück: Auf „Never/Know“ versuchen sie an den Sound früherer Tage anzuknüpfen, ohne dabei altbacken zu wirken. Oder besser: An das Gefühl beim Erstellen dieses Sounds. Es ist ihnen nur stellenweise gelungen.
Mit ihrem Debütalbum „Inside In/Inside Out“ erklommen The Kooks im Jahr 2006 den Gipfel der britischen Indie-Szene. Die Platte verkaufte sich seinerzeit mehr als zwei Millionen Mal. Der Sound der Band war der Sound der Stunde, The Kooks gehörten zur Welle des frühen 2000er-Jahre-Indie-Revivals, das durch rohe, gitarrenlastige Musik und eine jugendliche, unbeschwerte Attitüde geprägt war. Schöne Erinnerungen. Kann man fast nostalgisch werden. So wie Leadsänger Luke Pritchard. Der gibt an, in jüngster Zeit vermehrt über Debütalben und ihre Natürlichkeit Gedanken gemacht zu haben. Und warum diese Natürlichkeit im Laufe der Zeit irgendwie zwangsläufig verloren zu gehen scheint.
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Seit ihrem Debütalbum ist bei den Kooks viel passiert. Die Briten haben sich ständig weiterentwickelt und wechselten vom Indie-Rock zu Synthpop und Krautrock-Einflüssen. Im Laufe der Zeit haben sie weitreichende Inspirationen integriert – Hugh Harris‘ (Gitarre) Liebe zu Soul und Oper neben Pritchards klassischen Einflüssen wie Bob Dylan und die Rolling Stones. Nachdem jahrelang durch interne Umstrukturierungen und Besetzungswechsel die Risse im Grunde übertüncht worden waren, markierte die Entscheidung, „Never/Know“ zu veröffentlichen, einen Neubeginn. Pritchards Überlegungen zum Debütalbum führten ihn zum Durchbruch: „Es geht nicht darum, zum Sound des ersten Albums zurückzukehren, sondern zu den Wurzeln unserer Einflüsse und zu fragen: ‚Was ist die Identität dieser Band?‘“ Es ging darum, die Energie des Debüts wiederzuerlangen – Freunde in einem Raum voller Potenzial, die schnell etwas auf die Reihe kriegen und weder Zeit noch Geld haben, um zu lange nachzudenken.
„Alle waren völlig schutzlos“
Pritchard hielt seine Gedankengänge zunächst geheim, auch vor der Band. Seine Finte: Er präsentierte die neuen Songs als einfache Demos. Den Kooks (Harris, Alexis Nunez, Jonathan Harvey) und einigen eingeladenen Musikern wurde gesagt, sie würden nur Dinge ausprobieren und herumprobieren, so wie Pritchard und Harris es früher in den Küchen von Studentenpartys taten. „Alle waren völlig schutzlos“, sagt er, und Harris stimmt zu und beschreibt den Prozess als „völlige und absolute Leichtigkeit“. Er erinnerte sich an Zeiten, in denen sie endlose Zeit mit Vorbereitungen verbrachten und ein Vermögen für teure Studios verschwendeten, nur um dann festzustellen, dass sich der Prozess stagnierend oder formelhaft anfühlte. In Erinnerungen an die Alben, die die beiden einst verbanden, oder an jene, die ihn zur Musik brachten, sagt er: „Meine Lieblingsplatten sind einfach nicht so entstanden.“ Stattdessen wurden sie so gemacht – angetrieben von purer Energie.
Elf Songs kredenzen und Pritchard & Co. nun auf „Never/Know“. Sie sind eine Art Brückenschlag zurück zu den Wurzeln der Band. Back to the basics. Pritchard wollte interessante, aber doch unkomplizierte Songs schaffen. Vielleicht so etwas wie einen Sommer-Soundtrack. Eingängig. Und vor allem: Optimistisch, sonnig, positiv. Zumindest musikalisch, Indie-Rock und Indie-Pop treffen hier auf Soul.
Glanzlicht der Platte: „If They Could Only Know“, eine Reminiszenz an die Eltern von Luke. Der Opener, der Titelsong „Never Know“, erinnert in bester Manier an die alten Kooks. Die scharfzüngige, an eine Ex gerichtete, emotionale Ballade „China Town“ ist ebenfalls gelungen. Das schwer an The Police erinnernde „Touch at the Top“ auch, die Nummer zieht einen definitiv auf die Tanzfläche.
Das Problem: Neben dem einen oder anderen Killer gibt es eben auch viele Filter. Bei „Sunny Baby“ trägt die Band viel zu dick auf, auch Songs wie das Cover „Arrow through me“ (im Original von Paul McCartney & Wings) wollen nicht so richtig zünden. Am Ende kommt so kein bahnbrechendes, aber immerhin solides Indie-Pop-Album bei raus.
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