Drei Jahre nach ihrem letzten Wurf legt die kanadische Singer-Songwriterin Basia Bulat mit „Basia’s Palace“ ein neues Album vor. Auf ihrem nunmehr siebten Longplayer zieht die Gute Inspiration aus ihrer polnischen Herkunft und ihrer Identität als Mutter und Künstlerin.
Ja, kann schon sein, dass Basia Bulat in ihrer kanadischen Heimat eine größere Nummer ist als in unseren Breitengraden. Allerdings nun auch nicht soooo groß, als dass sie dort, auf der anderen Seite des großen Teichs, so beyoncig in einem großen Palast leben würde. Der Palast, der hier für den Titel des neuen Basia-Bulat-Albums herhält, ist mehr eine Metapher für ihr Kreativzentrum, das wiederum eine Symbiose aus ihrer Wohnung, ihrem Proberaum (was letztlich die selbe Lokalität ist) und dem Inneren ihres Kopfes ist.
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Dieses Kreativzentrum steht nun also im Fokus des neuen Albums, dem Nachfolger ihres 2022 erschienenen Longplayers“The Garden“. Es ist ein Ort, der mit Liebe, Erinnerungen und chaotischer Verkabelung gefüllt ist; ein Paradies, perfekt für Leonard-Cohen-Schallplatten und eine Runde “Dragon Warrior 4“. Diese kreative Umgebung erinnerte sie auch an die Geschichten von Leonard Cohen, der nachts schrieb und mit den Voreinstellungen seines Casio-Keyboards experimentierte. Nun war es Bulat, mittlerweile Mutter, die sich nachts zurückzog, um RPGs zu spielen oder Musik auf ihrem MacBook zu machen. Bei diesen nächtlichen Sessions entstanden Songs, die anders klangen als alles, was Basia zuvor aufgenommen hatte – MIDI-Soundlandschaften, die schwebten und funkelten. Später wurde das MIDI-Korsett dann noch um echte Instrumente erweitert.
Mehr Pop war nie
Man ahnt es: Das neue Album klingt deutlich poppiger als das, was man von Basia Bulat bislang gewohnt war. Fokustrack der neuen Platte ist die mit Streichern garnierte Leadsingle “Baby“, die einen direkt auf die Tanzfläche zieht. Bulat über das Lied: “Ich habe diesen Song vor Jahren geschrieben, aber nie die richtigen Worte und die perfekte Interpretation gefunden. Nach meiner Erfahrung als Mutter wollte ich es noch einmal versuchen – es geht darum, wie wir uns verändern, auch wenn wir verzweifelt nach Kontrolle suchen. Wir wiederholen dieselben Fehler, bis wir ein Muster erkennen, und selbst dann ist Veränderung schwer, weil wir uns dem voll und ganz hingeben müssen. Könnte ich dieses Dilemma in etwas verwandeln, zu dem ich tanzen wollte? Könnte ich die Worte mit Freude singen, anstatt mit dem Schmerz, den ich früher gespürt habe?“
„Baby“ ist nicht das einzige Glanzlicht der neuen Platte. “Disco Polo“ etwa macht Laune, ein Track, der nach einem Genre polnischer Tanzmusik benannt wurde, das Basias verstorbener Vater liebte. „Daylight“ erinnert schwer an Natalie Merchant. Oder das Stück “Laughter“, das ruhig beginnt und sich zu einem euphorischen Höhepunkt auftürmt. Auch „My Angel“ bleibt haften, ein Song übers Muttersein, über quäkige Synthies und eine Drum-Machine samt schwebendem Streicherarrangement. Die Pianoballade „Right Now“ steht dazu in einem gelungenen Kontrast.
Zusammen mit Co-Produzent Mark Lawson hat Basia so ein Album geschaffen, das wirkt, als würden die beiden den Vorhang zurückziehen und den Blick auf Basias Kindheit freilegen.
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