Amy Macdonald - Is this what you've been waiting for? (foto: Infectious Music/BMG Rights Management)

Amy Macdonald – Is This What You’ve Been Waiting For?

Erscheinungsdatum
Juli 11, 2025
Label
Infectious Music / BMG Rights Management
Unsere Wertung
7

Amy MacDonald macht das halbe Dutzend voll: Die schottische Singer-Songwriterin meldet sich mit ihrem sechsten Album „Is This What You’ve Been Waiting For?“ zurück – und nimmt dabei auch die Art und Weise, wie wir Musik konsumieren, ins Visier.

Keine Frage: Amy Macdonald gehört zu den erfolgreichsten schottischen Pop-Exporten. Mehr als zwölf Millionen Alben hat die Musikern verkauft, und auch in Deutschland ist die Gute ein Star. Hierzulande feierte sie schließlich gleich fünf Top-5-Alben in Serie (viermal gelang ihr das in Großbritannien), davon zwei Mal Platz eins. Außerdem heimste sie weit über eine Milliarde Streams ein.

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Und da liegt auch gleich der Hund begraben. Denn mit dem Streaming und seinen Folgen hat es Amy Macdonald nicht so. Streaming, so ihre These, die sie neulich bei uns im Interview äußerte (das ihr hier nachlesen könnt), führe dazu, dass Musik entwertet würde. Dass Musiker sich ständig dazu gezwungen sähen, Content rauszuhauen – und die Fans das auch von ihnen erwarten. Immer wieder fragten diese nach: Wann kommt denn wieder was Neues? Wann gibt es denn neue Musik? Masse statt Klasse. Maximaler Druck auf den Musikern. Aus diesem Hamsterrad entkomme man als Künstler oder Künstlerin nur schwer. Das Lied „Is This What You’ve Been Waiting For?“, Namensgeber und Opener des Albums, greift dieses Thema auf. Über einem treibenden Beat und dramatischen Becken-Sounds präsentiert Amy einen euphorischen Schlachtruf und lässt so mächtig Druck ab.

Amy bleibt Amy

Eine Botschaft mit Ecken und Kanten. Das gefällt. Insgesamt ist das aus zehn Liedern bestehende Album aber recht leichtfüßig geraten. Die Schottin kredenzt hier ihre gewohnte Up-Tempo-Mischung aus Folk und Rock, der Mix trägt aber auch Anteile aus elektronischer Music sowie aus Dance, Pop und Country in sich. Eine Formel, die sich seit „This is the Life“ (2007) bei Macdonald bewährt hat. Das kann man langweilig und wenig innovativ finden, mit diesem Konzept ist sie in den rund 20 Jahren ihrer Karriere aber stets gut gefahren. Warum also auf Teufel komm raus etwas anderes machen? Zumal die Frau ihr Händchen für eingängige Melodien ja nicht verloren hat.

Und inhaltlich? Die 37-Jährige erzählt vor allem persönliche Geschichten. Es geht um Herzschmerz und um Rückschläge, aber auch um Erfolge und neue Hoffnung. „Jeder einzelne Song erzählt eine kleine Geschichte. Das war schon immer mein Ansatz beim Songschreiben“, holt sie aus und erinnert sich an einen ganz besonderen Moment: Sie stand in Glasgow beim TRNSMT Festival auf der Bühne, den Blick auf ein gewaltiges Meer von Menschen gerichtet – und wunderte sich darüber, wie viele junge Leute da im Publikum vor ihr standen. „Da hatte ich schon ein bisschen Panik, dass das in die Hose geht, weil womöglich keiner von ihnen weiß, wer ich bin. Aber dann ging ich raus, und es wurde einer der schönsten Auftritte meiner Karriere“, so die Schottin. „Da war sie also, diese jüngere Generation, die gerade durch Corona, die Regierung etc. so richtig verarscht worden war. Und alle waren so glücklich. Da war diese Liebe zum Leben, und ich dachte bei mir nur: ‘Wisst ihr, was? Wir sind in guten Händen.’“

Magischer Moment in Glasgow

Die treibende Hymne „Can You Hear Me?“ handelt von eben diesem magischen Moment in Glasgow. Er beginnt mit einer massiven Schlagzeugsalve, dazu breitet sich ein Gitarrenriff aus, das von der Disco-Ära inspiriert ist. Dazu ein Chorus, der die Arena mitdenkt. Produziert wurden dieser und viele weitere Songs übrigens in Berlin, zusammen mit dem deutschen Producer Nicolas Rebscher (Aurora, Charlotte OC): „Das war der schönste und zivilisierteste Aufnahmeprozess, den ich je erlebt habe“, so Macdonald. „Nico ist ein bisschen so wie ich: Er arbeitet sehr schnell, sehr effizient. Einfach rumhängen ist nicht – let’s get it done!“ Als weiterer Produzent war zudem auch UK-Legende Jim Abbiss (Adele, Arctic Monkeys, Placebo) an den Aufnahmen beteiligt. 

Zu den weiteren Glanzlichtern gehört auch das fröhliche, ja, fast jubilierende „I’m Done“, mit dem Amy einen Schlusspunkt unter jene „Freundschaften“ setzt, auf die sie dann doch gut und gerne verzichten kann. „Mir ist aufgefallen, dass ich mit zunehmendem Alter immer besser darin werde, einfach ‘nein’ zu sagen“, berichtet sie.

Die Ketten sprengen

Emotional wird es hingegen bei „Trapped“, in dem Macdonald die Leidensgeschichte einer guten Freundin zu erzählt, die gerade eine heftige Scheidungsphase durchlebt. „Sie hatte mir anvertraut, dass es ihr richtig schlecht ging, weil sie sich in ihrer Ehe vollkommen gefangen fühlte“, so Macdonald. „Irgendwann wurde mir klar, wie viele Menschen in meinem unmittelbaren Umfeld gewisse Wege nur deshalb eingeschlagen hatten, weil sie meinten, man müsse das nun mal so machen. Diese gesellschaftlichen Erwartungen, die üben so viel Druck auf die Leute aus. Besonders bei Frauen ist es doch so, dass über dem eigenen Kopf permanent eine Uhr zu ticken scheint.“

Man hört hier ein Xylophon, wilde Glockenschläge werden abgelöst von einer knurrenden Gitarre, wobei sich der Rhythmus zu einem rasenden Galopp steigert: „Can you break me out?/ Help me break these chains around my feet?“, formuliert Macdonald diesen Wunsch nach Freiheit. Überhaupt dominieren das Weitermachen, das Überleben und Vorwärtskommen das Themenspektrum der Platte.

„Never Give Up“ als roter Faden

Sozialkritisch wird es in „We Survive“. Zu Drums, Piano und Akustikgitarren adressiert Macdonald hier die Abgründe, die mit dem trinkfreudigen Verhalten und der Feierkultur ihrer Landsleute einhergeht. „Ich glaube, dass es in ganz Großbritannien ein Problem gibt: Die Leute setzen auf Alkohol, wenn sie sich lockermachen wollen – und hinterfragen nicht mal, weshalb sie das eigentlich tun“, so Macdonald. „Sie arbeiten 40 Stunden die Woche, verdienen dabei aber nicht mal genug, um ihre Rechnungen zu bezahlen. Und natürlich haben sie dann am Wochenende diesen Drang, einfach mal auszurasten.“ Ein Mitglied ihres Teams bezeichnete den Song sogar bereits als Fortsetzung zu „This Is The Life“ – quasi geschrieben aus Sicht der Erzählerin, die sich gut zehn Jahre später wieder zu Wort meldet, nun aber vollkommen abgestumpft und ausgelaugt klingt. Kann man so stehen lassen.

Ums Live-Spielen geht es auf „Physical“ und „One More Shot“. „Physical“ verhandelt ganz konkret, wie sich das Gefühl, eine Bühne zu betreten, für sie mit den Jahren verändert hat. „Als ich jünger war, hab ich mich auf der Bühne wirklich unbesiegbar gefühlt“, erinnert sich Macdonald. „Inzwischen jedoch ist da immer auch diese Sorge, dass ich einen Fehler machen könnte. Deshalb musste ich erst wieder lernen, dass es dem Publikum letztlich egal ist. Und wenn’s überhaupt etwas zur Sache tut, dann nur insofern, dass der Abend dadurch um so einzigartiger wird.“ „One More Shot“ ist dann folgerichtig eine Danksagung an ihre Fans, die sich vor ihren Shows stundenlang die Beine in den Bauch gestanden haben.

Anspieltipps
Is This What You've Been Waiting For?
We Survive
Trapped
I'm Done
7
Gelungenes Comeback.
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