Culture Club (foto: dean stockings)

Not worried about the Boy anymore – Boy George schillert wieder

Wer in den vergangenen Jahren YouTube-Clips von Boy George angeklickt hatte, der konnte nicht anders, als sich um den Mann ernsthaft Sorgen zu machen. Nicht nur, dass der einst schillernde Popstar aufgedunsen und kränklich wirkte, auch seine geschmeidige Stimme schien über die Zeit einiges abbekommen zu haben. Boy George klang wie Joe Cocker mit Mandelentzündung. Der vormals strahlende Sänger war nur noch ein Schatten seiner selbst. Heute sieht der erschlankte Boy George nicht nur wieder gesund aus, nein, er klingt auch so.

Klar, die Stimme ist über die Jahre heiserer und rauer geworden. Man meint fast, jeden Drink, jede Kokslinie, jede Gefängnisnacht, jede Party aus ihr herauszuhören. Aber: Sie klingt verdammt gut. Wovon man sich auf seinem neuen, gerade in Deutschland frisch erschienenen Album „This Is What I Do“ – dem ersten seit 18 Jahren – auch gleich überzeugen kann. Grenzgenial schwankt es zwischen Pop, Soul und Reggae.

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Selbstreflexiv und teilweise auch selbstironisch lässt der Sänger seine Abstürze Revue passieren. Etwa im Song „King Of Everything“, indem er sich an Zeiten erinnert, in denen „Selbstzerstörung cool“ für ihn war. Ein autobiografischer Song, auch wenn der 52-Jährige in einem Interview mit „Washington Blade“ kürzlich augenzwinkernd Widerspruch erhob: „Dann müsste der Titel ja Queen of Everything heißen.“ Es ist ein Comeback, das so kaum jemand mehr für möglich gehalten hatte. In den 1980er Jahren war Boy George ganz oben. Eine Ikone. Als androgyn auftretender, schriller Frontmann der Pop-/New-Wave-Combo Culture Club feierte der Brite große Erfolge. „Karma Chameleon“, „Do You Really Want To Hurt Me“: Die Band schuf Songs, die auch heute noch im Radio gespielt werden. Solo legte Boy George später mit „Everything I Own“ oder „The Crying Game“ weitere Hits nach. Doch dann folgte der Absturz. Als 1986 seine Beziehung zu Culture-Club-Drummer Jon Moss in die Brüche ging, brach für den Barden eine Welt zusammen. George begann seinen Selbstzerstörungs-Trip und wurde unter anderem heroinsüchtig.

In den vergangenen Jahren hatte George O’Dowd – der sich als DJ eine zweite Karriere aufgebaut hat – beinahe ausschließlich für Negativschlagzeilen gesorgt. Den Tiefpunkt erreichte er wohl 2008, als er der Freiheitsberaubung schuldig gesprochen wurde. Er soll einen 29-jährigen Callboy in seiner Wohnung festgekettet haben, als Strafe, weil dieser keinen Sex mit ihm haben wollte. Boy George wurde zu 15 Monaten Haft verknackt, vier davon musste er hinter Gittern absitzen. „Die Leute haben mittlerweile diese Vorstellung von mir, dass ich eine tragische Figur bin, ein fuck-up“, stellte der Sänger 2010 in einem Interview mit Steve Dow resigniert fest.

Mit dem neuen Album soll sich das ändern. Boy George will die Vergangenheit hinter sich lassen. Seit Jahren sei er clean, und treibe Sport, gibt er an. Mit „This Is What I Do“ will er den Leuten nun beweisen, dass er immer noch der kreative Kopf und gute Sänger ist, der er einst war.

Viel spricht dafür, dass ihm das auch gelingt. Ob das Album ein kommerzieller Erfolg wird? Wer weiß das schon. Künstlerisch zumindest ist es das bereits: Die Kritiker sind voll des Lobes. Vielleicht, weil es eine dieser „Phönix-aus-der-Asche“-Geschichten ist, die man so gern liest. Boy George schillert wieder, wie er selbst im neuen Song „Nice and Slow“ ausdrückt: „Well, I’m just like Pepsi. I got my sparkle back again.“

Und er will noch mehr: Ein Album von Culture Club soll noch in diesem Jahr folgen.

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