Xenia Beliayeva (foto: Zac Mitchell Johnson)

My Soundtrack: Xenia Beliayeva

Kinder, wie die Zeit vergeht. Ist nun auch schon wieder stolze acht Jahre her, seit uns Xenia Beliayeva mit ihrem Debütalbum „Ever Since“ begeisterte. Kürzlich hat die deutsch-russische Sängerin und Produzentin endlich ihren mit Spannung erwarteten Nachfolger „Riss“ vorgelegt, auf dem sie uns auf einen Electro-Retro-Trip in die achtziger Jahre entführt. Inmitten des ganzen Release-Tamtams hat sich die Gute nun für unsere My-Soundtrack-Reihe Zeit genommen.

 

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1) Cigarettes After Sex – Apocalypse

Ich weiss, ich sollte Songs vorstellen, die eine tragende Rolle gespielt haben, aber ein Song, der eine tragende Rolle spielt, ist doch auch schön. „Apocalypse“ ist vor einigen Monaten in „Meinem Mix der Woche“ auf Spotify aufgetaucht. Ich war gerade mit dem Hund spazieren, fand das Lied so schön und entspannend, dass ich den ganzen Spaziergang immer wieder meinen Handschuh auszog, um den Song zurück zu skippen. „Your lips, my lips, apocalypse“, was für eine Zeile! Genial. Wenn man sich da an keinen Kuss erinnert oder ein Gefühl auftaucht, dann weiss ich auch nicht. (Lach) Ich kannte die Band vorher gar nicht, höre sie jetzt aber gerne und regelmässig, besonders beim Baden. 

 

2) Portishead — Roads

Portishead begleiten mich seit ich ein Teenager bin. Auch wenn ich sie selten höre, kommt immer wieder eine „Portishead-Zeit“. Hier macht das Wort „Alltime“ vollkommen und anders Sinn. Letzte Woche war ich mit meiner besten Freundin verabredet, wir haben uns eine Zeit lang nicht gesehen und mussten uns auf den Stand der Dinge bringen. Die letzen Wochen, Arbeit, Männer, neue Ideen, Projekte … Dies und das und so weiter. Ich hatte auf jeden Fall ein grosses Mitteilungsbedürfnis und habe schneller gebrabbelt, als ich denken konnte. Die Bar war voll, die Geräuschkulisse laut, hin und wieder musste ich mich zu Anna bücken, damit sich mich versteht und dann: Bruchteile einer Sekunde – „Roads“. Ich höre das Stück überall, sofort. Ich kenne es in und auswendig, Nichts kann es übertönen. Plötzlich habe ich vollkommen vergessen, was ich sagen wollte. Stille. Konnte mich nicht mehr auf unser Gespräch konzentrieren. Absolut den Faden verloren. Habe den Barkeeper gefragt, ob er verrückt ist, Portishead zu spielen. Irgendwie passt die Musik für mich nicht in eine Bar oder überhaupt zum Ausgehen. Portishead ist eine intime Angelegenheit in meinen Augen. Der Barkeeper musste lachen, er wusste genau, was ich meine. Ich bat ihn etwas anderes anzumachen, er kam mit „Mezzanine“ von Massive Attack um die Ecke. Vom Regen in die Traufe. Ich habe die Rechnung bestellt, er lud uns lachend ein. Wir sind in eine andere Bar, dann fiel mir auch wieder ein, was ich erzählen wollte.

 

3) Björk – Come To Me

Wenn wir schon mal bei den „Grand Damen“ meiner Jugend sind, darf Björk natürlich nicht fehlen. Ich war verrückt nach ihr, habe alles gesammelt und blind gekauft. Wir hatten eine grossartige Beziehung, die irgendwie abrupt und unerklärlich mit „Medulla“ 2004 ein Ende nahm. Es gab keinen Grund dafür. Habe Björk’s Schaffen danach nicht weiter verfolgt. Jetzt, wo ich dieses Feature schreibe, muss ich sechs Alben aufholen. So ein bisschen, wie einen Ex-Freund treffen und fragen, was er die letzen 14 Jahre gemacht hat. Also: „Come To Me“.

 

4) Phuture – Rise From Your Grave (Wild Pitch Mix)

Kommen wir zu einem Dancefloor-Klassiker im wahrsten Sinne des Wortes. „Strictly Rhythm“ hat zwar viele Klassiker im Repertoire, aber das ist definitiv einer meiner Favoriten. Ich möchte hier nichts von House-Musik erzählen, Gott bewahre, das nervt. Gerne möchte ich auch alle jungen Produzenten ermuntern, nicht immer wieder die gleiche Leier von „House music is this and that“ zu samplen, schreibt einen eigenen Text. Kein Mensch braucht diese Erklärung (Lach). Anyway, ich bin ein grosser Acid-House-Fan und habe mir über die Jahre mühevoll eine Sammlung angelegt. „Rise From Your Grave“ ist ein sehr bedeutendes Stück für mich. Jedes mal, wenn ich es höre, möchte ich tanzen. Es kriecht förmlich meinen Körper hoch, ich kann dabei nicht still bleiben. Wenn es mal im Club läuft und ich zufällig da bin, was wie ein 6er im Lotto ist, dann sieht man mich früher oder später wild auf der Tanzfläche swingen und mit den Händen waven, wie so eine Irre von einem vergessenen Stamm.

 

5) Future Sound Of London – Dead Skin Cells

Oh, Future Sound Of London, diese Band habe ich geliebt. So tolle Klangstrukturen. Ich habe alle möglichen Platten doppelt gekauft. UK-Pressung, Japan-Pressung, hier ne Box, da ein anderer Edit. Ach. Mehr als ein Fach füllen die Herren in meinem Plattenregal. Es ist sehr schwer, sich hier auf ein bestimmtes Stück zu limitieren, deren Alben erzählen eine verbundene Geschichte und behandeln ein Thema. Ein Mikrokosmos für sich. Die Musik war auch immer ganz toll verpackt, mit schönen Booklets, Haptik Ahoi. Damals, als „print yourself irgendwas“ noch nicht so gängig war und ich noch ein Nokia-Handy hatte, habe ich mir sogar das asiatische Mädchen (Welches wie Anthony Kiedis und Björk’s Tochter für mich aussieht und auf vielen FSOL Covern auftaucht) vom Cover hochziehen, drucken und einrahmen lassen. So etwas habe ich für keine andere Band gemacht. Falls ihr mit der Band nicht vertraut seid, empfehle ich eins ihrer Album dem Tracklisting nach zu hören.

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