Sam Vance-Law - Homotopia (foto: caroline)

Sam Vance-Law – Homotopia

Erscheinungsdatum
Februar 2, 2018
Label
Caroline
Unsere Wertung
7.5
Anspieltipps
Narcissus 2.0
Gayby
Let's Get Married
Isle Of Man
7.5
Spannendes Debüt.
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Nicht weniger als ein schwules Manifest wollte der kanadische Singer-Songwriter und Wahlberliner Sam Vance-Law mit seinem oft herrlich ironischen Debütalbum „Homotopia“ schaffen. Ist ihm gelungen. Auch mit Unterstützung von Get Well Soon.

Eigentlich, ja, eigentlich hat es Sam Vance-Law ja mit dem Pop nie so gehabt. Der Musiker, der im kanadischen Edmonton und in England aufwuchs, hatte eigentlich immer eher ein Faible für die klassische Musik. Während seine Eltern Annie Lennox oder die Talking Heads hörten, spielte Klein-Sam lieber Geige oder sang im renommierten Oxforder New College Knabenchor. Erst an der Uni kam der Gute dann mehr und mehr mit Popmusik in Berührung. Dank Kommilitonen, die in diversen Bands spielten. Darunter Mac DeMarco. Irgendwann fing Vance-Law Feuer und spielte einfach mal mit. Dem Pop näherte sich der Gute also über die Live-Musik.

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Und so ist die Musik, die der junge Mann heute auf „Homotopia“ kredenzt, eine besondere. Mit Chamber-Pop könnte man sie am ehesten beschreiben. Eine theatralische Pop-Spielart, die ihre Wurzeln in Folk uns Klassik hat. Bei den Arrangements hat Konstantin Gropper von Get Well Soon geholfen, den Vance-Law kennenlernte, als er als gebuchter Livemusiker mal Verena Gropper an der Geige bei Get Well Soon vertrat. Gropper ist es wohl anzurechnen, dass Vance-Law das richtige Maß gefunden hat und es mit der großen Geste nicht übertrieben hat. Den Hang dazu hat er nämlich.

Charmant und feinhumorig

Inhaltlich geht es auf „Homotopia“ um Homosexualität, Vance-Law beleuchtet viele Facetten des schwulen und queeren Lebens und setzt sie in Relation zum Hier und Jetzt. Das tut er oft sehr charmant und feinhumorig. Etwa in „Narcissus 2.0“, indem der Protagonist am liebsten mit sich selbst schlafen würde, dann aber Sorge hegt, ob er dafür heiß genug ist. Oder in „Let’s Get Married“, ein Stück über die Homo-Ehe. „Der grundsätzliche Gedanke war, dass sich selbst in der kurzen Zeit seit meinem Outing wahnsinnig viel geändert hat. Nehmen wir die sogenannte Ehe für alle: Natürlich finde ich das grundsätzlich erst mal toll. Aber wenn man anfängt, es sich in solchen heteronormativen Moralvorstellungen bequem zu machen, verliert man zwangsläufig ein Stück der Kultur, die in der queeren Szene etabliert worden ist. Eine andere Art, Familie und Gemeinschaft zu denken, von der auch Heteros profitieren könnten.“ Sein schwules Utopia zeichnet Vance-Law dann in „Isle Of Man“, eine Insel, auf der es die männlichen Bewohner unentwegt miteinander treiben.

Natürlich, so heißt es im Waschzettel des Albums weiter, sei sich Sam bewusst, dass sich seine Erfahrungen aus der Position eines etablierten weißen Schwulen in einer toleranten europäischen Metropole speisen. Aber darum geht es ihm auch gar nicht. „Es geht mir um die Polarität, die in der Betrachtung schwulen Lebens liegt. Mir scheint es zu wenig Platz für Zwischenwelten zu geben. Und das gilt nicht nur für die Außen-, sondern auch für die Innenbetrachtung. Die schwulen und queeren Filme, Bücher und Musik, die ich mag, kennen immer nur drei Formate. Es sind entweder Coming-of-Age-, Stolz-, oder Opfergeschichten. Wenn es mir gelingt, da ein paar Aspekte zu ergänzen, habe ich schon viel geschafft.“

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