Hierzulande verbindet man Pearl Jam vor allem mit Seattle, dem Gründungsort der Band. Dabei hat die legendäre Rockgruppe um Frontmann Eddie Vedder auch eine besondere Beziehung zu Chicago. Regisseur und Fotograf Danny Clinch ist ihr in dem Dokumentarfilm „Let’s Play Two“ auf den Grund gegangen. Dieser liegt jetzt auf Blu-Ray und DVD vor. Eine Soundtrack-CD dazu gibt’s obendrein.
Eddie Vedder ist so etwas wie der Vorzeige-Fan der Chicago Cubs, jenem Baseball-Team, auf dem in der Vergangenheit ein Fluch zu lasten schien, für den wahlweise schwarze Katzen oder Ziegen verantwortlich gemacht wurden. 108 Jahre musste die Mannschaft darauf warten, mal wieder die World Series zu gewinnen. Die Cubs waren so etwas wie das deutsche Schalke 04 also, wenn man so will. Nur sympathischer. Vedder, der im Großraum Chicago geboren wurde, drückte schon als Kind die Daumen, Jahr für Jahr aber vergebens. Immerhin konnte er so seinen „Hoffnungsmuskel“ trainieren, wie er im Film scherzend behauptet. Zu den Cubs gingen keine Erfolgsfans, keine Schönwetter-Anhänger. Cubs-Fan zu sein, das hieß immer auch, leiden zu müssen.
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Kürzlich legten die Cubs aber eine ebenso unerwartete wie historische Saison hin, die im sensationellen Gewinn der World Series 2016 gipfelte. Ein Umstand, den Pearl Jam in Wrigley Field, der Spielstätte des Klubs, im August des gleichen Jahres mit zwei restlos ausverkauften Konzerten feierten. Die große Party hat Regisseur und Fotograf Danny Clinch in seinem Dokumentarfilm „Let’s Play Two“ festgehalten. Er versucht in diesem Streifen, die emotionale Verbindung, die Vedder zur Windy City und seinen Bewohnern, zu den Cubs und zu Wrigley Field hat, nachzuzeichnen. Das gelingt ihm auch. Im Stadion, so die Botschaft der Doku, sind wir doch am Ende alle gleich. Auch wenn es natürlich nicht jedem Fan wie Vedder vergönnt ist, seinem Herzensclub eine eigene Hymne („All The Way“) auf den Leib zu schreiben und zu komponieren.
Viele emotionale Szenen
In kleinen Einspielern wird immer wieder Bezug auf die Cubs-Saison genommen. Clinch hatte den richtigen Riecher, das Projekt, während die Saison lief, bereits anzustoßen. So gibt es allerlei emotionale Szenen zu sehen, die man vielleicht aber dann nur wirklich verstehen kann, wenn man selbst Sportfan ist.
Zu großen Teilen ist „Let’s Play Two“ natürlich aber auch ein Konzertfilm. Die Band hatte bei den Gigs in Vedders Wohnzimmer sichtlich Bock, spannte den Bogen vom 1991er Debütalbum „Ten“ („Alive“, „Black“, „Jeremy“, „Release“) bis hin zu „Lightning Bolt“ (2013) und garnierte das ganze noch mit ein paar netten Coverversionen von Songs von Bob Dylan („Masters of War“) den Beatles („I’ve Got A Feeling“). Eindringlich, treibend, energiegeladen – eben so wie man Pearl Jam kennt. Die besondere Atmosphäre, diese spürbare Euphorie der Zuschauer, verleihen dem Ganzen aber das gewisse Etwas.
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