Ben Galler (foto: bendit records)

My Soundtrack: Ben Galler

Besser spät als nie: Mit stolzen 43 Jahren hat Ben Galler Ende März sein Debütalbum vorgelegt: „Niemand liebt keinen“. Zuvor war der Hamburger über zwei Jahrzehnte eher in Diensten anderer Künstler aktiv. Nun also der Schritt nach vorn ins Rampenlicht. Mit einer Sammlung hörenswerter Rock- und Pop-Songs, die hochaktuelle Themen verhandeln: Es geht um Geschwindigkeit, überflüssige Informationen, um soziale Isolation und Unfrieden, beim gleichzeitigen Versuch, immer mehr zu kommunizieren, ohne jedoch noch genau zu wissen, mit wem eigentlich, geschweige denn, worüber. Die Songs sind schon Mitte der Nuller Jahre entstanden, der gute Mann hatte offenbar eine funktionierende Glaskugel. Mit uns wagt Galler nun aber den Blick zurück statt nach vorn – und nennt uns die fünf Songs, die sein Leben am meisten beeinflusst haben.

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1) Edie Brickell & New Bohemians – Circle

Mein Mexiko-Song. Als ich 1994 das erste mal auf Reisen war, habe ich in Mexiko wochenlang in einer Hängematte zwischen zwei Palmen gepennt, habe in Cenotes geschnorchelt und nachts Rum & Coke getrunken und auf die Schildkröten gewartet, die auf den Strand geklettert sind, um dort ihre Eier abzulegen. Sobald sie anfingen, zu diesem Zweck ein Loch zu buddeln, fielen die Tiere in eine Art Trance und man konnte sich auf sie setzen, anfassen, Fotos machen und sie einfach nur bewundern. Glaube, das ist heute nicht mehr politisch korrekt. Jedenfalls war mein Soundtrack damals eben dieser Song über’s Loslassen.

 

2) Antonin Dvorak – Symphonie aus der neuen Welt

Eines der klassischen Werke, die mich am meisten geprägt haben. Der Schmerz und die Sehnsucht, die Dvorak in der Diaspora (USA) empfindet, weil er spürt, dass er seine Heimat nie wieder sehen wird, lässt heute noch Schauer über meinen Rücken laufen, sobald das zentrale Hornmotiv im ersten Satz einsetzt. Mit diesem Gefühl kann ich mich, der sich nie irgendwo richtig zuhause gefühlt hat, identifizieren.

 

3) Steve Miller Band – Fly Like An Eagle

Der Freiheitssong; am liebsten akustisch von meinem Freund Ernie Halter als Mashup mit „Superstition“ (Stevie Wonder) interpretiert. Ein Titel, der mein Herz sofort höher schlagen lässt und Fernweh sowie den Drang, meinen Koffer zu packen, auslöst.

 

4) Rio Reiser – Über’s Meer

Mein Lieblingstitel von Rio, dem meines Erachtens größten deutschen Nachkriegslyriker. Keiner versteht es so wie er, Emotionen und komplexe Situationen mit einer Redewendung, ja mit nur einem Wort, zu transportieren. Das Meer spielt in meinem Leben eine immer wichtigere Rolle, also steht der Song auch inhaltlich für das, was mir im Leben wichtig ist. Der Konflikt zwischen Freiheit und Sehnsucht wurde selten besser lyrisch in drei Minuten verarbeitet.

 

5)  Randy Travis – Too Gone, Too Long

Da ich von Kindesbeinen an leidenschaftlicher Angler bin, gibt es einen Song, den ich jahrelang gehört habe, wenn ich in Norwegen von meiner Hütte zum Fluss gefahren bin. Da die Fahrt nur fünf Minuten dauert, habe ich immer nur den ersten Song dieses Albums („Always & Forever“) gehört, wahrscheinlich an die 400 mal….löst bei mir sofort Angelvorfreude aus, obwohl der Song von etwas ganz anderem handelt. Macht mich das jetzt zu einem Pawlowschen Hund?

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