Matthias Ilgen (foto: Thomas Imo/photothek.net/Bundestag)

Matthias Ilgen: Ein Wrestler im Bundestag

Der Veranstaltungskaufmann Matthias  Ilgen, 29, ist neugewählter Bundestagsabgeordneter des Wahlkreises Nordfriesland/Dithmarschen Nord und erregt Aufsehen – wegen seines Hobbys: Der 1,89 Meter große Husumer ist Wrestler. Im Ring tritt der SPD-Mann jedoch wenig genossenschaftlich auf, eher aristokratisch: als „Matthias Rüdiger Freiherr von  Ilgen“ samt Schwert.

Wie dürfen wir Sie ansprechen: Herr  Ilgen oder doch lieber Freiherr?

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Ilgen reicht im politischen Raum. Im Wrestling wäre der Freiherr jetzt sehr erbost und würde verlangen, dass Sie eine Ansprache wählen, die seiner würdig ist.

Auf Ihrem Wahlplakat wirken Sie naturgemäß seriös. Wäre da ein Bild in voller Freiherr-Montur nicht der größere Hingucker gewesen?

Da haben Sie aber nicht richtig hingeguckt. Das Motiv zeigt mich in einer James-Bond-Parodie. Ich glaube, das ist in Deutschland schon einzigartig gewesen. Aber es hat den gewünschten Werbeeffekt: dass die Menschen darüber reden.

Was fasziniert Sie am Wrestling?

Es ist eine spannende Mischung aus Athletik und Unterhaltung. Ein toller Sport, der einem wirklich alles abverlangt und einen in jedem Kampf an die absolute körperliche Leistungsfähigkeit bringt. Außerdem macht es Spaß, Menschen zu unterhalten. Die müssen nach einer Show das Gefühl haben: Das war toll, sein Geld wert – und ich freue mich aufs nächste Mal!

Wie würden Sie selbst Ihren Wrestling-Charakter beschreiben?

Der Freiherr ist stark von Catchweltmeister Rene Lasartesse inspiriert. Er ist mein Alter-Ego, der die absolut dunkelsten Charakterzüge des Menschen zum Vorschein bringt. Ein arroganter Adliger, der den anderen zeigen kann, dass er was Besseres ist.

Die Aktion, mit der Sie einen Gegner für gewöhnlich am Ende eines Matches besiegen dürfen, heißt „Landenteignung“. Klingt nicht sehr sozialdemokratisch.

Soll es ja auch nicht. Der Freiherr macht sich die Welt zum Untertan. Der Politiker Matthias Ilgen ist das Gegenteil: stets bemüht, anderen zu helfen und ihr Leben ein Stück besser zu machen. Deswegen bin ich auch Sozialdemokrat geworden.

Unterscheiden die Menschen zwischen dem gespielten Bösewicht im Ring und dem realen Politiker?

Ich denke schon. Die Gesellschaft ist heute viel liberaler als vor 20 Jahren. Wrestling begeistert wieder eine ganze Generation junger Leute. Natürlich gibt es welche, die davon nichts halten – aber auch ich mag nicht alle Hobbys anderer Leute. Deshalb definiere ich sie aber noch lange nicht darüber.

Sie sind der erste Wrestler im Bundestag, in den USA dagegen haben es Wrestler sogar bis zum Gouverneur gebracht. Wieso traut man hierzulande Sportlern generell keine politische Kompetenz zu?

Ich weiß nicht, ob das so ist. Aber ich denke, dass hauptberufliche Spitzensportler sehr wenig Zeit haben, weil sie viel trainieren müssen. Politik ist lokal an die Gemeinde oder den Kreis gebunden, und man braucht das nötige Sitzfleisch, um sich in Parteien hochzuarbeiten. Hinzu kommt, dass in unserer Mediengesellschaft die Lust, sich ehrenamtlich zu engagieren, generell deutlich abnimmt – eine sehr bedenkliche Entwicklung.

Welche Fähigkeiten aus dem Ring werden Ihnen helfen, wenn Sie in Berlin mit dem politischen Gegner ringen?

Als Bösewicht braucht man gegenüber dem Publikum ein dickes Fell. Das braucht man in der Politik auch!

Kehren Sie in den Ring zurück?

Mal sehen. Zunächst ins Fitness-Studio. Der Wahlkampf hat Kraft gekostet und mir unerwünschte 20 Kilo mehr auf den Rippen beschert. Die müssen erst mal wieder runter!

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