R.E.M. (foto: frank ockenfells)

The List: 10 R.E.M.-Songs, die man kennen sollte

Nach der Veröffentlichung von „Green“ (1988) setzten sich R.E.M. großen Tour-Strapazen aus. Irgendwann wurde es Michael Stipe, Peter Buck, Mike Mills und Bill Berry zu bunt. Die Band nahm sich vor, nach der nächsten Platte auf eine Tour zu verzichten. Vielleicht mal hier und da eine Akustik-Session zu Promo-Zwecken, ok. Zumal Gitarrist Pete Buck eh die Schnauze von E-Gitarren voll hatte. Das Album „Out Of Time“, das am 11. März 1991 erschien, ist daher eine Zäsur. R.E.M. entdeckten unter anderem Streicher und Mandoline für sich – und trafen einen Nerv. Mit der Platte wurde die Gruppe aus Athens (Georgia) zu Superstars. Wir feiern den 25. Geburtstag der Scheibe durch eine „The List“-Ausgabe, in der wir euch unsere zehn liebsten R.E.M.-Songs vorstellen.


10. E-Bow The Letter (1996, erschienen auf „New Adventures in High-Fi“)


Kommerziell war diese Nummer nicht gerade erfolgreich. Sie wurde sogar zum ersten Flop der Combo unter dem Banner eines Major Labels und erreichte nur Platz 49 der US Billboard Charts. So niedrig peakte keine R.E.M.-Single mehr seit „Fall On Me“, ein Lied, das die Band noch zu IRS-Zeiten veröffentlichte. Dabei half sogar die legendäre Patti Smith, die Stipe als musikalische Heldin verehrt, als Sängerin mit aus (ihren Platz sollte live auch mal Radioheads Thom Yorke einnehmen). Inhaltlich geht es um einen Brief, der niemals abgeschickt wurde. Man glaubt, dass dieser an den Schauspieler River Phoenix („Stand By Me“) geschrieben wurde und Stipe darin seine Sorge hinsichtlich Rivers Drogenmissbrauch zum Ausdruck brachte. River, Bruder von Joaquin Phoenix, starb 1993 vor Johnny Depps Nachtclub „The Viper Room“ an einem Drogencocktail. Er wurde nur 23 Jahre alt. Nicht das einzige Lied, das Stipe einem toten Freund widmete: „Let Me In“ war für Nirvana-Frontmann Kurt Cobain gedacht.

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09. Pop Song 89 (1989, erschienen auf „Green“)


„Pop Song 89“ war der Opener und die dritte Single aus „Green“, dem sechsten R.E.M.-Studioalbum. Während wir vor allem die Version aus MTV Unplugged lieben, sorgte aber vor allem die Originalversion für Aufsehen. Beziehungsweise das Video dazu. Der Clip zeigt Frontmann Stipe, der auch Regie führte, mit drei Frauen, allesamt oben ohne, zu dem Song tanzend. Als MTV die Band bat, Zensurbalken über die entblößten Brüse zu legen, tat Stipe das nicht nur bei den Damen, sondern auch bei sich selbst. Sein lapidarer Kommentar dazu laut „Billboard“: „Ein Nippel ist ein Nippel.“


08. The One I Love (1987, erschienen auf „Document“)


Einer dieser Songs, die konsequent missverstanden werden. „The One I Love“ ist nämlich kein Liebeslied, sondern eher das Gegenteil. Hart, brutal, zynisch. Beleg gefällig? „This one goes out to the one I love … This one goes out to the one I’ve left behind … A simple prop to occupy my time“ – keine Strophe, zu der man während eines Konzerts die Feuerzeuge zücken sollte, aber genau das passierte bei R.E.M.-Konzerten regelmäßig. Ein Umstand, der die Band immer wieder amüsierte. Stipe sagte dazu mal in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung: „Gestern Abend habe ich es gesungen, und ein Pärchen in der dritten Reihe hat sich verliebt angesehen und Händchen gehalten. Ich dachte nur: ‚Oh mein Gott‘.“


07. Drive (1992, aus „Automatic For The People“)


Michael Stipe war zu Beginn der Neunziger Jahre ein großer Unterstützer von Bill Clintons „Motor Voter Act“, das die Rechte der Wähler stärken und die Wählerbeteiligung bei Bundeswahlen erhöhen sollte. R.E.M. engagierten sich sogar in einer entsprechenden Kampagne. Der Songtitel nimmt auf diese direkt Bezug. Die Songzeile „Hey, kids, Rock ‚N‘ Roll“ ist unterdessen eine Hommage an „Stop It“ von der Gruppe Pylon, die ebenfalls aus Athens stammt. Das Arrangement hingegen war durch den Sound von Queen inspiriert, eine der Lieblingsbands von Buck und Mills. Letzterer damals zum „Melody Maker“: „‚Drive‘ is just telling kids to take charge of their own lives. [Pause.] Among other things.


06. Arms Of Love (1993, erschienen auf „The Automatic Box“)


Jaja, bei der Anzahl an geeignetem Eigenmaterial aus dem umfangreichen R.E.M.-Katalog eigentlich ein Frevel. Aber: Dieses Robyn-Hitchcock-Cover ist so wunderbar, dass es in dieser Liste einfach nicht fehlen darf.


05. Leaving New York (2004, erschienen auf „Around The Sun“)


Eigentlich hielten es R.E.M. nie so mit klassischen Liebesliedern, aber dieses ist eines. Und zwar eines an eine Stadt. Für Stipe, das gab er in mehreren Interviews zu Protokoll, ist New York zur zweiten Heimatstadt geworden. Inspiriert zu dem Song wurde er durch einen (Ab-)Flug aus New York, bei dem die Schönheit der Stadt ihn einfach überwältigte, wie er mal der „Daily Mail“ verriet. Er soll noch im Flieger mit dem Schreiben des Songs begonnen haben. Eine Ode an eine Stadt, ein Statement, so kurz nach 9/11.


04. All The Way To Reno (2001, erschienen auf „Reveal“)


Auch kein großer Hit, im kommerziellen Sinne. Aber einer, der dennoch im Gedächtnis blieb. Der Song dreht sich, der vollständige Titel „All the Way to Reno (You’re Gonna Be a Star)“ verrät es, um jemanden, der glaubt, es zu einem Star zu bringen, wenn er es nur bis nach Reno/Nevada schafft. Das Video wurde in der Bishop Ford Central Catholic High School nahe des Prospect Parks in Brooklyn/New York gedreht. Regie führten hier der legendäre Michael Moore – und Schüler der gastgebenden und umliegenden Schulen.


03. Man On The Moon (1992, aus „Automatic For The People)


Eine Musik gewordene Verbeugung vor dem viel zu früh verstorbenen Andy Kaufman. Der ebenso geniale wie umstrittene Komiker ließ gerne mal die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen, weshalb der eine oder andere überzeugt war, Kaufmann hätte seinen Krebstod 1984 nur vorgetäuscht. Eine Verschwörungstheorie, auf die Stipe hier auch Bezug nimmt – und sie in Relation zu eben jenen rund um die Mondlandung und Elvis‘ Tod setzt. Miloš Formans Kaufmann-Biopic (mit Jim Carrey als Andy Kaufman) aus dem Jahr 1999 erhielt seinen Namen dank dieses Songs, der sich letztlich auch auf dem offiziellen Soundtrack wiederfand.


02. Everybody Hurts (1992, aus „Automatic For The People“)


Ein echter R.E.M.-Klassiker. Oft gecovert und viel zu oft in Filmen und im Privat-Fernsehen verwendet, wenn es mal wieder darum geht, aus einer Szene noch ein paar Tränen rauszupressen. Drummer Bill Berry soll in der Entstehung die treibende Kraft gewesen sein, auch wenn sein eigentlicher Job hier durch eine Drum Machine erledigt wird. Gitarrist Peter Buck verglich den Song mit Otis Reddings „Pain in My Heart“. Der britische „The Independent“ berichtete mal, dass die Charity-Organisation The Samaritans 1995 ob einer hohen Selbstmordrate in Großbritannien eine große Print-Anzeige schaltete, die nur aus den Lyrics von „Everybody Hurts“ und der Telefonnummer der Hilfe-Hotline bestand. Wunderbare B-Seite der Single übrigens: das Instrumental-Stück „Mandolin Strum“.


01. Losing My Religion (1991, erschienen auf „Out Of Time“)


Der R.E.M.-Song schlechthin, der sich – entgegen einer weit verbreiteten Annahme – gar nicht mit dem Thema Religion beschäftigt, sondern damit, die „Fassung zu verlieren“. Es geht um eine Liebe, die nicht erwidert wird. Dem Vernehmen nach hatte Gitarrist Peter Buck die Idee für den Song. Laut Legende sah er gerade Baseball, trank ein Bier und zupfte an seiner Mandoline, als ihn die Muse küsste. Michael Stipe, der den Song veredelte, hatte wohl auch „Every Breath You Take“ (The Police) im Hinterkopf. Die Plattenfirma Warner wollte den Track zunächst nicht als Single veröffentlichen, die Band setzte sich jedoch am Ende durch – und behielt Recht.

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