Anna Von Hausswolff (foto: city slang/anders nydam)

Live: Anna von Hausswolff in Ludwigshafen

Unter dem Banner „Offene Welt“ lädt die Stadt Ludwigshafen in diesen Tagen zu einer Reihe von Kulturveranstaltungen in ihre Gute Stube, den Pfalzbau, ein. Wie tanzende Sufi-Derwische mit der schwedischen Indie-Orgel-Göttin Anna von Hausswolff zusammenpassen, erschließt sich zwar auch bei längerem Nachdenken nicht so leicht, aber sei’s drum: Immerhin hat sich Letztere dank des Kulturfestivals in die spröde Industriemetropole am Rhein verirrt, die wahrscheinlich ansonsten nicht unbedingt auf ihrem Tourplan gestanden hätte. Dabei passt der große Theatersaal des Pfalzbaus viel besser zu Anna von Hausswolffs erhabener Musik als die meisten Clubs, in denen sie sonst auf ihrer laufenden Tour auftritt.

Doch wie befürchtet sind nur wenige Fans und Neugierige gekommen, so dass man sich in dem opulenten Saal doch ein wenig verloren vorkommt. Zum Glück fällt das kaum noch auf, als das Licht erlischt. Und sobald die Schwedin die ersten Töne von „Discovery“, dem Opener ihres aktuellen Albums „The Miraculous“, auf der Orgel anstimmt, taucht man ohnehin ein in eine mystische Parallelwelt (was so gesehen dann doch wieder irgendwie zu den Sufi-Derwischen passt, die einen Tag zuvor im Pfalzbau gewirbelt haben). Die Musikerin thront dabei hinter ihrem Instrument im Zentrum der Bühne und wird rechts und links von ihren vier Mitmusikern flankiert, von denen am Ende vor allem der Schlagzeuger zurecht mit viel Applaus bedacht wird.

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Passend zum düsteren Grundton des neuen Albums, das Anna von Hausswolff fast komplett spielt (und dafür leider nur zwei Nummern des etwas leichter verdaulichen Vorgängers „Ceremony“ zum Besten gibt), fällt auch die Bühnenbeleuchtung aus: mit wenigen Blau- und Rottönen, die den Qualm der auf Hochtouren laufenden Nebelmaschinen in gespenstisches Licht tauchen. Aus ihrer Introvertiertheit bricht die zierliche Schwedin zum ersten Mal beim intensiven „Deathbed“ aus. Später verlässt sie beim wunderschönen „Stranger“ sogar ihren Platz hinter der Orgel, um den ruhigen Schlusstrack des aktuellen Albums (dunkel-)elfengleich am Bühnenrand zu singen. Von den Albumversionen der Songs weicht Anna von Hausswolff immer wieder ab. So steigert sich das Drone-beeinflusste „Evocation“ in der Live-Version zu einer Noise-Orgie, die bis an die Schmerzgrenze geht und nach der die Musikerin sogleich wieder ruhigere Klänge „zum Ohren-Ausruhen“ ankündigt. Nach dem offiziell letzten Song – dem ausladenden, proggigen „Come Wander With Me / Deliverance“ – kehrt Anna von Hausswolff noch zweimal auf die Bühne zurück: zunächst für „Mountains Crave“, das sie augenzwinkernd als einen ihrer Hits bezeichnet, und dann noch einmal für ein (wie sie sagt spontanes) Cover des Klassikers „If I Were A Carpenter“. Gemessen an der Menschentraube, die sich nach unglaublich intensiven anderhalb Stunden um den Merchandising-Stand bildet, wo die Künstlerin gedulig Autogramme schreibt, dürfte an diesem Abend kaum ein Konzertgast unzufrieden den Heimweg antreten.

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